Flight Attendant Simulator: Onboard Tasks
Flight Attendant Simulator Nintendo Nintendo Switch Onboard Tasks Simulation
Über den Wolken... ist auch nicht alles himmlisch.
Verehrte Fluggäste! Wir bitten Sie, Ihre Sitze und Tischablagen für den Start in aufrechte Position zu bringen. 3-2-1 Abfluuug! Es ist nämlich so: Während ich hier über die Feiertage auf der faulen Haut liege und rein gar nichts Produktives mache, müssen andere Menschen tatsächlich arbeiten. Unter anderem die Flugbegleiter. Um ihnen zu danken und zu huldigen, teste ich jetzt extra einen Flugbegleiter-Simulator. Das ist sehr nett und weihnachtlich von mir. Gekauft hatte ich ihn für 99 Cent im Nintendo eShop, versprochen wird mir ein „Thrilling Ride“ mit unvorhergesehenen Notfällen und fordernden Fluggästen in einer lebensnahen Berufssimulation, sogar mit realistischer Flugmechanik. Meine Fähigkeit, unter Druck zu bestehen, wird meinen Erfolg ausmachen, sagen sie. Was soll da schon schiefgehen?
Der Startbildschirm sieht schon mal ganz nett aus: Ein Flugzeug über flauschigen Wattewolken. Die Musik groovt auch munter vor sich hin, beim Startmenü kann man wählen zwischen „Play“, „Shop“ und „Settings“. Weil ich ja ganz gerne einkaufe, gucke ich mich erst mal im Shop um. Hier kann man seine Stewardess (männliche Stewards sind nicht vorgesehen) einkleiden und ihr Aussehen ein wenig anpassen. Verschiedene Uniformen, Augenfarben und Frisuren stehen zur Auswahl, kosten aber alle Geld. Musste ein bisschen lachen bei der Frisurenübersicht, genervter konnten die dargestellten Modellköpfe nun wirklich nicht aussehen… Bei den Einstellungen kann man die Lautstärke regulieren und hat eine Übersicht über die Steuerung. Es gibt auch einen Schieberegler für die Rotation, was auch immer da rotiert. Wir werden sehen.
So, dann wollen wir mal. Es gibt 4 verschiedene Airlines, bei denen man anheuern kann. Spielbar ist erst mal nur eine Billig-Fluggesellschaft, die anderen müssen erst freigespielt werden. Der Beschreibungstext ist so kleingedruckt, dass ich die Musik ausschalten musste, um ihn lesen zu können, weil ich all meine Konzentration dafür brauchte. Aber wenn sie jetzt eh schon mal aus ist, bleibt sie gerne auch aus. Geht mir jetzt schon auf den Senkel, das Gedudel. Ein Text erscheint: Vor dem Start muss ich noch verschiedene Aufgaben erledigen in Abstimmung mit der Airplane Control. Erst wenn ich alles geschafft habe und auf meinem Flugbegleiterinnensitz sitze, heben wir ab. Während des Fluges muss ich die Wünsche der geschätzten Passagiere erfüllen und am Ende wieder dafür sorgen, dass alles bereit ist für die Landung. Im Falle von Turbulenzen, Feuer oder Fehlfunktionen der Elektrik soll ich mich auch darum kümmern. Roger. Können wir dann jetzt mal los?
Können wir. Ich stehe im Flugzeug und blicke erwartungsfroh auf mein Betätigungsfeld. Ich eile geschäftig zwischen den Fluggästen hindurch, die ersten machen sich schon bemerkbar und wollen irgendwas von mir, da kann ich mich jetzt aber nun wirklich nicht drum kümmern, ich habe zu tun! Am Ende des Ganges finde ich die Airplane Control, die mir mittels Lämpchen anzeigt, was ich machen soll. Nämlich: Eine Tür schließen und 2 Passagieren helfen. Okidoki, das klingt machbar. Die Tür ist schnell gefunden und verriegelt. Hab mir auf dem Weg durch die Reihen die Leute, die dort sitzen, mal genauer angesehen. Kein besonders schöner Anblick… * grusel * Hoffentlich lassen die mich in Ruhe. Die wippen auch alle so komisch vor sich hin. Und drehen den Kopf auf ganz unangenehme Art in meine Richtung und gucken mich mit toten Augen an… Kann ich noch schnell aussteigen, bitte? Aber nein, ich habe ja hier einen Job zu erledigen. Die beiden Menschen mit Bedürfnissen habe ich auch direkt entdeckt, gut zu erkennen durch Fragezeichen über dem Kopf. Einer hat ein völlig verquollenes, unförmiges Gesicht, aber ich bin Profi genug und lasse mir nichts anmerken. Sie wünschen sich Sachen wie Chips, Kekse, Bücher oder Schokolade, die wir dann aus dem Vorratsschrank holen und ihnen mit unserem schönsten Stewardessenlächeln anreichen. Das Lächeln müssen wir uns allerdings vorstellen, von unserem Charakter sieht man nämlich nix. Nachdem alle Aufgaben erledigt sind, gehe ich noch mal zum Kontrollpanel und drücke auf den „Fly“-Knopf. Der Start ist geglückt, es hat ein bisschen gerappelt und dann gleiten wir durch die Luft. Am Fenster sieht man sogar ein paar Wolken, wegen der Immersion und so. Während ich einem untoten Liam Gallagher gerade einen Wunsch erfüllen möchte, ploppt ein Alarm auf! Eine elektrische Störung! Innerhalb von 45 Sekunden muss die behoben sein!! Nichts wie hin zu dem Kasten mit den Elektrik-Hebeln. Leider ist die Steuerung so ungenau, dass ich es nicht schaffe, den rot markieren Schalter zu betätigen, bevor die Zeit abläuft. Dann stürzen wir wohl mal ab, ein bisschen Schwund ist ja immer. Ich darf den Level aber zum Glück noch mal neu starten. Dann also auf ein Neues:
Eine Hackfresse mit Schottenrock wünscht sich ein Buch. Während ich es noch aus dem Utensilienschrank holen will, haben wir schon wieder den Alarm von gerade. Und schon wieder bin ich nicht schnell genug. Nochmal! Mit ein bisschen hektischem Rumgeklicke hab ich der schlechtesten Steuerung der Welt dann ein Schnippchen geschlagen und es irgendwie geschafft. Ein Glück, ich dachte schon, ich käme da nicht weiter und könnte dieses Kleinod von Spiel nicht weiter genießen. Jetzt aber: Meine deformierten Passagiere haben Wünsche. Ich bringe einem freudig ein Wasser aus den gut sortierten Vorratsschränken, als auch schon die Durchsage vom Kapitän kommt, dass wir uns zur Landung bereitmachen sollen. Das ging jetzt aber schnell. Am Ende wird mir eine Übersicht präsentiert, wie gut ich mich geschlagen habe: Nicht besonders gut. Aber ich habe die Chance, mich zu steigern, denn anscheinend muss ich den gleichen Level 5x spielen, bevor es in der „Kampagne“ weitergeht. Im 2. Durchgang haben wir es mit Turbulenzen zu tun! So heftig, dass es sogar die Gepäckstücke aus den Gepäckfächern gehauen hat. Ich hab sie flugs wieder eingesammelt und meine grausigen Gäste so gut es ging mit Zeug versorgt. Ich habe jetzt schon keine große Lust mehr, aber wenigstens den nächsten Level werd ich mir noch anschauen. Ich hab ja schließlich Geld für den Rotz hier bezahlt, da will ich dann auch ein bisschen was für haben. Aber es nervt schon sehr, und die Stimme des Kapitäns, dass wir uns bereitmachen zur Landung, ist immer eine Erlösung. Die Level dauern auch immer länger – ich weiß nicht, ob ich eine bestimmte Anzahl Aktionen ausführen muss, bevor es weitergeht, oder ob von vornherein festgelegt ist, wie lang der Flug dauert. Es zieht sich jedenfalls endlos. Und die Steuerung, gerade wenn es darum geht, recht präzise Handlungen durchzuführen (einen bestimmten Pixel anklicken, um Müll vom Boden aufzuheben zum Beispiel), ist echt unbrauchbar. Und weil man wirklich auf sämtlichen Realismus scheißt, ist es auch nicht möglich, einen einmal aufgenommenen Gegenstand wieder abzulegen. Ich mache dann also die letzten Handgriffe vor der Landung mit einem Tablett mit einem Fischgericht in der Hand. 🤷♀️
Aber jetzt ist es soweit: Den Level mit den immer gleichen, repetitiven, stinklangweiligen Aufgaben hab ich 5x wiederholt und kann jetzt den nächsten spielen. Aber erst mal ist Frustshopping angesagt. Von meinem mühsam verdienten Geld kann ich mir entweder eine neue Augenfarbe oder eine neue Frisur kaufen. Beides wohlgemerkt für einen Charakter, der während des Spiels gar nicht zu sehen ist. Und ich hab auch ein bisschen an der Steuerung geschraubt. „Rotation“ stand vorher auf 50, jetzt auf 30. Und jetzt klappt es auch ein bisschen besser mit der Präzision.
So, hier. Nächster Level, nächste Airline. Das Interieur ist sehr stilvoll und gediegen. Und: Fast alles, was vorher farbig war, ist nun monochrom grau. Auch die Vorräte im Schrank, was es nicht leicht macht, den grünen Saft vom roten zu unterscheiden. Was soll das nun wieder? Ist es ein Feature, soll es besonders toll aussehen? Ist es Schikane? Ist es gar ein Bug? Man weiß es nicht. Ist mir aber auch egal, ich habe gedanklich schon längst abgeschlossen mit diesem ganz komischen Spiel. Ich wollte eigentlich noch weiterspielen, bis die Stelle mit dem Feuer kommt – es gibt nämlich einen Schrank mit Feuerlöschern und eine Feuerlöschtaste auf dem Controller, das hat bestimmt etwas zu bedeuten. Aber das scheint bei diesem Level noch nicht der Fall zu sein. Und die gleiche Grütze jetzt noch 10x zu wiederholen, nur damit womöglich im nächsten Level auch noch kein Feuer zu sehen ist, kann ich mir gerade wirklich nicht vorstellen.
Zusammengefasst
Ich schnapp mir dann mal meinen Fallschirm und steige aus. Selten so etwas Langweiliges und gleichzeitig Nerviges gesehen. Und grottenhässlich, das auch noch. Dachte erst, ich bin versehentlich bei „Untot im Flugzeug“ gelandet. Hab richtig schlechte Laune gekriegt beim Spielen… Ein uninspirierter Quatsch, der eigentlich nicht in den Handel gehört. Ich hatte es für 99 Cent geholt, mittlerweile kostet es 9,99€. Kauft es bloß nicht, sowas sollte echt nicht unterstützt werden.
* Das Beitragsbild wurde von uns mit Hilfe des „Bing Image Creator“ erstellt.