Grass Cutting Simulator: Lawn Mowing Care
Grass Cutting Simulator Lawn Mowing Care Nintendo Nintendo Switch Rasenmäher Simulation
Mäher oder weniger gut gelungen.
Das war jetzt aber wirklich genug Winter für meinen Geschmack. Leider ist das dem Winter aber rechtschaffen egal, der bleibt wohl noch eine Weile. Aber zum Glück kann man sich ja problemlos in sommerlichere Welten spielen. Nachdem der letzte Südseeurlaub nur so mittel erholsam war, werde ich jetzt der sommerlichsten Freizeitbeschäftigung überhaupt nachgehen und gepflegt ein bisschen Rasen mähen. Einen Garten hab ich nicht, einen Rasenmäher schon gar nicht – aber zum Glück eine Switch! Die freundlichen Spieleentwickler haben extra einen Rasenmähersimulator programmiert, weil sie wissen, dass es der Traum von jedem Lebewesen ist, einmal auf einem Aufsitzrasenmäher seine Runden zu drehen.
Als ich das Spiel neulich für 99 Cent im Nintendo Shop entdeckt hatte, habe ich also keinen Moment gezögert und sofort zugeschlagen. Noch nicht mal die Zusammenfassung auf der Seite habe ich mir vorher angeguckt. Hätte ich das getan, hätte ich blumige Formulierungen gelesen wie: Meistere die Kunst der Mähens! Spiele mächtiges Equipment frei! Mach dir einen Ruf als der grüne Daumen der Nachbarschaft! Und Immersion, natürlich. Immer Immersion, deswegen heißt das ja wahrscheinlich auch so. Das kurze Video verspricht Harmonie und eine wunderschöne Aussicht. Sieht auch wirklich ganz nett aus, wie das Männchen da friedlich auf seinem Rasenmäher durch die Pampa gurkt – Spielgrafik isses allerdings nicht, steht dabei. Aber die werden wir uns jetzt angucken, ich bin bereit!
Man wird von fröhlichem Gedudel empfangen, perfekte Hintergrundmusik zum Rasenmähen, würde ich meinen. In den Einstellungen kann man sie notfalls aber auch ausschalten – erfahrungsgemäß wird das nach ca. 10 Minuten passieren… Es gibt auch eine Übersicht der Tastaturbelegung. Da kommt ja einiges auf uns zu: Fahren! Bremsen! Lenken! Und die Klingen an- und abschalten. Na gut. Ich fühle mich bereit, setze meine Rasenmähmütze auf und starte das Spiel.
Es gibt einen kleinen Willkommenstext, in dem unter anderem erklärt wird, dass man am Tablet Kundenaufträge einsehen kann. Wir befinden uns in einer Werkstatt, die Sonne scheint durchs Fenster hinein, draußen singen die Vögelchen – bis jetzt ist noch alles ganz wunderbar. Es wird einem sogar mit kleinen Icons angedeutet, wo es etwas zum Interagieren gibt. Zum Beispiel das besagte Tablet. Wenn ich draufklicke, kommt eine Übersichtskarte mit Kundenaufträgen, zwischen denen man aber nicht wählen kann. Es steht nur einer zur Auswahl. Und es gibt einen Shop, die ausgestellten Mäher sind aber alle noch zu teuer für unsere 100 Dollar Startguthaben. Wir nehmen dann mal den Auftrag an: 90 m², überwiegend flach, keine Hindernisse, keine besonderen Anforderungen – klingt machbar. Wenn ich es in 11 Minuten schaffe, kriege ich noch 50 Dollar Bonus zu den 200, die es sowieso gibt. Im Infokasten wird erklärt, dass wir unseren ollen Mäher jetzt zum Startpunkt schieben müssen (selbigen gab es offensichtlich irgendwo mal günstig, exakt der gleiche kam auch schon im berühmt-berüchtigten Müllwagensimulator vor… Überhaupt ähnelt sich die Grafik der beiden Spiele). Bisschen ernüchternd: Es ist ein ganz profaner Rasenmäher zum Schieben, nichts worauf man lässig durch die Vorgärten cruisen könnte. Das kommt später irgendwann, so Gott will. Also dann: Heyho Mäher, auf geht’s! Ach nein, doch nicht: Als ich das Gerät erreiche, kommt eine Info, dass es erst repariert werden muss! Dann gucke ich mal, ob ich das hinkriege. Bin ja kein Mechaniker… Aber doch, das ging ganz gut von der Hand. Flugs die Maschine repariert und den Tank aufgefüllt, beides mit je einem Tastendruck. Das Guthaben schrumpft bedenklich, aber ich verdiene ja hoffentlich gleich was dazu. Jetzt aber: Auf in den Garten! Dort angekommen geht das große Rumgemähe aber immer noch nicht los, denn: Wir müssen erst mal alles aus dem Weg räumen, was die Klingen beschädigen könnte. 5 mehr oder minder große Teile müssen gefunden und in die Mülltonne gesteckt werden. Das ist aber nicht weiter problematisch, sie werden im hohen Gras gut gekennzeichnet.
Und dann geht sie los, die wilde Fahrt! Ich schiebe das olle, rostige Ding durch die Gegend, dank Tacho weiß ich, dass Spitzengeschwindigkeiten von 3 km/h erreicht werden. Das Teil schnurrt wie ein gut geöltes Kätzchen, die Vögel singen, im Hintergrund sind Menschengeräusche zu hören (Musik übrigens nicht, da ist ihnen wahrscheinlich selber schon aufgefallen, dass die auf Dauer eher nervt) – alles gar nicht mal so übel. Aber es dauert halt. Es gibt einen Fortschrittsbalken, der sich sehr langsam füllt. Ist aber nicht schlimm bis jetzt. Eigentlich sogar ganz befriedigend, zu sehen, wie das Gras unter den Klingen verschwindet. Zwischendurch musste der Tank noch mal gefüllt werden, aber auch das war kein Problem. Und dann war der Level irgendwann gelöst. Ich hatte schon ein bisschen befürchtet, dass man ewig nach dem letzten Grashalm suchen muss, der sich irgendwo versteckt, aber das war angenehmerweise nicht der Fall. Die Steuerung funktioniert mit ganz wenigen Tasten: Man lenkt mit dem linken Stick und gibt Gas mit der rechten Schultertaste. Die die ganze Zeit gedrückt zu halten ist ein bisschen anstrengend auf Dauer, aber Rasenmähen ist halt nix für Weicheier. Am Ende des Levels fährt man mit seinem Mäher ins Licht und findet sich dann in der Werkstatt wieder, wo neue Aufträge auf einen warten. Oder auch nicht, denn genau betrachtet ist es eigentlich wieder genau der gleiche Auftrag wie eben. Warum das? Wahrscheinlich hab ich zu lange gebraucht. Dann gebe ich mir diesmal mehr Mühe, beeile mich und hoffe, dass ich so dann andere Level freischalte. Und in der Tat: Wenn man nicht nebenher an seinem Review schreibt, ist man viel schneller fertig und wird belohnt mit einem nagelneuen Level. Der Rasen ist wesentlich größer, die anberaumte Zeit für die Bonuszahlung war eben absolut nicht zu schaffen und ist es jetzt erst recht nicht, und: Es sind Hindernisse angekündigt. Bin gespannt…
Aaaah! Die spinnen doch!!!! Im 2. Level wird der einigermaßen positive erste Eindruck aber mal sowas von zunichtegemacht. Der Garten ist 120 m² groß, und es dauert gefühlt Jahre, den zu mähen. Ich stelle mich nicht besonders dusselig an, mähe effizient, mache keine unnötigen Laufwege, und trotzdem bin ich erst nach 45 Minuten ansatzweise fertig. Was für eine sinnlose Zeitverschwendung. Viel zu lang! Und wenn ich denn mal fertig wäre wenigstens – bin ich nicht, irgendwo muss noch Gras stehen, das ich aber nicht sehe. Genau so, wie ich eingangs befürchtet hatte. Es gibt auch einige stockdunkle Ecken in dem Garten, da kann sich alles verbergen, erst recht irgendwelche heimtückischen Grasbüschel. Bin ewig, und zwar wirklich ewig, überall rumgelaufen und habe nichts gefunden. Nach einem kleinen Rage Quit hab ich es dann später noch mal versucht, als ich mich ein bisschen beruhigt hatte. Und habe festgestellt, dass die Option „Exit Lawn“ in dem Spiel nicht bedeutet, dass ich den Level aufgebe, sondern dass ich den Mäher stehenlasse und zu Fuß weitergehe. So ist man wesentlich mobiler und kann auch in die unübersichtlichsten Winkel gucken. Und wirklich: Da stand noch ein Büschel in der Finsternis. Also nix wie hin und das noch umgenietet und somit endlich, endlich den Level beendet. Das war nicht sehr motivierend. Die Hand tat weh von der stundenlangen verkrampften Haltung, die Laune war im Keller, und ich habe nichts Gutes erwartet für den weiteren Verlauf des Spiels. Wenn der 2. Level schon so endlos ist, dauern die übrigen wahrscheinlich 5 Tage oder so…
Aber wie dem auch sei: Neuer Tag, neues Glück – wir mähen uns jetzt durch Level 3! Der ist wieder etwas kleiner – was soll da schon schief gehen? Es ging auch tatsächlich nichts schief, in einer gepflegten halben Stunde war der Job erledigt. Jetzt habe ich genug Geld, um mir einen neuen Mäher zu kaufen. Aber: Ich mach es nicht. Ich spare lieber noch ein bisschen. Das nächste Modell wäre zwar etwas schneller, aber ich möchte ja schließlich einen Aufsitzrasenmäher. Den gibt es als übernächstes. Wenn ich den erreicht habe, kann ich das Spiel glücklich beiseitelegen. Der nächste Level ist sehr groß, aber auch recht gut bezahlt. Ich fahre da so meine Runden und genieße das angenehme „Schrapp, schrapp“, mit dem das Gras niedergemetzelt wird. Keine großen Probleme oder sonstigen Vorkommnisse, es dauert halt ein bisschen. Dann noch ein Level – die unterscheiden sich alle nicht großartig voneinander. Bei manchen muss man mehr Hindernisse umkurven, einer war etwas abschüssig, so dass der Mäher abging wie eine Rakete und mit 6 km/h kaum noch zu bändigen war. Einmal hab ich mich im Verandageländer festgefahren und musste mich minutenlang milimeterweise wieder freiruckeln. Wäre ich da nicht wieder rausgekommen und hätte das Spiel noch mal neu starten müssen (Möglichkeiten zum Speichern und Laden gibt es natürlich nicht, es gibt nur ein Autosave beim Verlassen des Spiels), hätten mir sämtliche Rasenmäher der Welt den Buckel runterrutschen und irgendjemand anderes das Review schreiben können… Aber letztendlich ging es ja dann zum Glück doch noch irgendwie.
Und dann ist der große Moment da: Ich kaufe mir einen nigelnagelneuen Mäher! Mit Sitz! So ein richtig tolles Teil! Später gäbe es das auch noch in einer Hightech-Variante, aber das muss jetzt erst mal genügen. Dann also auf in den Kampf mit diesem superduper Vehikel. Und was soll ich sagen: Das fährt sich gar nicht gut. Sperrig und ungelenk, man hat keine Übersicht und eigentlich will ich nur meinen ollen Handmäher zurück. Dafür jetzt die ganze Anstrengung… Man kommt auch nicht in alle Ecken damit, aber zum Glück war das Spiel gnädig und hat trotz eines nicht erreichbaren Grases den Level für beendet erklärt. Weil ich noch ein bisschen Geld übrig hatte, hab ich mir dann noch den etwas komfortableren Handmäher gegönnt, um zu schauen, ob es einen großen Unterschied zum Einsteigermodell gibt. Leider bin ich nach überaus kurzer Zeit an einem Blumenbeet hängengeblieben und kam da auch ums Verrecken nicht mehr weg. Das müsst ihr dann halt selber testen, ob der sich nennenswert unterscheidet von dem ollen Mäher.
Insgesamt gibt es 6 Locations, die man mähen kann, und 5 verschiedene Gefährte zum Freispielen. Pro Level ist man zwischen 20 und 50 Minuten beschäftigt. Die Tätigkeit selber ist so monoton, wie sie nur sein kann, aber irgendwie auf eine gute Art. Langeweile, die einem aber gar nicht so langweilig vorkommt. Macht das Sinn?
Zusammengefasst
So. Was ziehe ich denn da jetzt für ein Fazit? Ich hab schon weitaus Schlimmeres gespielt, aber andererseits hat mich der elend lange Level schon sehr genervt, vor allem, weil das Ende so mühsam war. Die Steuerung funktioniert ganz gut, aber andererseits kann man sich offensichtlich verkanten und nie wieder da wegkommen. Die Abwechslung ist nicht groß, aber andererseits könnte ich mir schon vorstellen, dass ich immer mal zwischendurch, wenn es mich packt, ein paar entspannte Runden mit dem Mäher drehe, einfach so, just for fun. Die Grafik ist vergleichsweise okay, aber andererseits sieht man außer Gras natürlich auch nicht viel. Kauft euch das Spiel halt, wenn es mal wieder für 99 Cent zu haben sein sollte. Aber schimpft nicht, wenn ihr dann stundenlang wirklich nur auf stupideste Art durch irgendwelche Vorgärten kurvt…
* Das Beitragsbild wurde von uns mit Hilfe des „Bing Image Creator“ erstellt.
Es klingt so aufregend spannend! Habe mitgefiebert!
Oho, ein Rasenmäher-Wortspiel. „Klingt“, wegen den Klingen. Sehr gut. ^^
Irgendwann hast du die größte Müll-Spiele-Bibliothek der Welt. 😂
Immerhin. 🤭