Raft Survival Simulator
Nintendo Nintendo Switch Raft Survival Simulator Simulation
Ohne Floß nix los.
So, tschüß dann. Das Wetter ist mir hier eindeutig zu winterlich, ich mache einen Kurztrip an die Südsee. Natürlich nur virtuell, bin ja kein Großverdiener. Aber 99 Cent sind gerade noch drin – genau so viel hat das nun zu testende Spiel im Nintendo eShop gekostet. Und was es alles verspricht für den Preis, es ist der Wahnsinn! Immersion!! (Gut, das stand bisher bei jedem noch so bekloppten Trash-Spiel dabei. Wahrscheinlich haben die eine Wette am Laufen, dass sie das Wort in jeder Spielbeschreibung unterbringen, ohne dass es jemandem auffällt…) Crafting! Fische fangen! Fische kochen! Das Floß zu einer schwimmenden Oase ausbauen und vor Haiangriffen verteidigen! Ich bin schon so richtig in Südseestimmung, nachdem ich den dazugehörigen Clip gesehen habe. Ganz klein steht dabei, dass es sich bei dem Video nicht um Szenen aus dem Spiel handelt, aber das ist ja egal. Das sieht bestimmt in Wirklichkeit noch viel toller aus. Also dann, neues Spiel, neues Glück:
Beim Startbildschirm rauschen schon die Wellen aufs Herrlichste! Mehr muss das Spiel eigentlich gar nicht machen, ich bin schon zufrieden. Aber ich habe ja hier einen Bildungsauftrag. Also gucke ich mal, ob das Game noch mehr zu bieten hat als Wellen und beschwingte Hula-Musik. Bei den Optionen kann man immerhin Musik und Sound steuern, das Tutorial zeigt die Tastaturbelegung. Da scheint ja wirklich einiges auf uns zuzukommen: Kriechen, Hüpfen, Bauen – und das alles auf einem Floß. Also dann, auf Floß geht’s los!
Wir befinden uns mitten auf dem Wasser, stellen wir mit einem gekonnten Rundumblick fest. Unter uns ein klitzekleines Floß, über uns der blaue Himmel. Oben in der Bildschirmecke 3 Balken, die ich, müsste ich raten, für die Indikatoren für Hunger, Durst und Gesundheit halten würde. Unten im Bild eine Leiste mit verschiedenen Icons. Auch hier hat mir leider keiner erklärt, was es damit auf sich hat. Aber wer auch, ich dümpele schließlich ganz alleine im Ozean. Ein Kameraschwenk zeigt mir verschiedene kleine Inselchen um mich herum. Dann werde ich wohl mal versuchen, ob ich eine von denen ansteuern kann. Ich bewege mich beherzt nach vorn – zack, Game Over. Hoppla. Anscheinend habe ich mich vom Floß herunterbewegt, anstatt das Floß zusammen mit mir zu bewegen. Und das Wasser ist offensichtlich sofort tödlich. Na gut, dann versuchen wir das doch gleich noch mal, das Spiel lässt mich wählen zwischen „Continue“ und „Main Menu“. Zwei von den drei Icons unten sind jetzt verschwunden, nachdem ich das laufende Spiel wieder aufgenommen habe. Wurscht, ich wusste ja eh nicht, was das ist. Ich scheine jetzt noch 4 Holz zur Verfügung zu haben. Aus denen besteht aber doch bestimmt mein Floß, also lasse ich mal lieber die Finger davon. Die Y-Taste öffnet ein Crafting-Menü. Hätte ich Rohstoffe, könnte ich verschiedene Werkzeuge, Waffen oder nützliche Gegenstände herstellen. Aber woher nehme ich das Baumaterial? Das Floß treibt so vor sich hin, die Zeit verstreicht, die Lebensbalken sinken. Und ich habe immer noch keine Ahnung, was in Robinsons Namen ich machen soll… Oh, prima. Aus Versehen habe ich mit irgendeiner Taste eine Kiste ins Meer geworfen. Keine Chance, sie wieder aufzunehmen. Also reise ich jetzt mit leichtem Gepäck, aber immerhin untermalt von fröhlicher Musik, dem Hungertod entgegen. Tolles Spiel, das macht doch mal wieder großen Spaß. Ich hüpfe just for fun noch mal ins Wasser, mal schauen, was passiert. Game Over, dann Continue: Wenigstens sind die Energiebalken jetzt wieder aufgefüllt. Aber ich kann halt nix machen. Habe nichts im Inventar, kann mich nicht bewegen. Dann dümpele ich einfach ein bisschen herum, bin ja eh zur Entspannung hier. Die Sonne ist jetzt untergegangen. Am Himmel sind Sterne und kreisende Möwen (oder sind es womöglich Geier, die nur auf mein Ableben warten…) zu sehen, im Wasser der eine oder andere Hai, diverses Gerümpel und Wasserpflanzen. Die Grafik ist nicht atemberaubend toll, ist aber im Rahmen ihrer Möglichkeiten wohl ganz in Ordnung. Keine Grafikfehler oder so. Aber was soll man bei so viel Wasser auch groß falsch machen? Ich hüpfe ein bisschen, ducke mich, falle dabei vom Floß – Game Over. So geht das ja nicht weiter. Ich starte das Spiel noch mal neu und hoffe, dass es besser wird…
Jetzt habe ich in der Inventarliste wieder 3 Icons. Direkt mal schauen, ob ich daraus irgendetwas herstellen kann, bevor ich sie wieder ins Wasser schmeiße. Jawohl! Einen Haken kann ich bauen, oder ein Netz. Ich nehme mal den Haken, sowas ist ja immer ganz nützlich. Ich werfe ihn aus und – Yes! Das klappt ja wirklich! Ich habe 2x Müll und 1x Seegras gefangen! Und so angele ich munter weiter. Um dann festzustellen, dass sich der Haken abnutzt. Hab nicht mitgezählt, aber ich würde schätzen, nach 50x Benutzen ist seine Lebensleiste aufgebraucht, und er verschwindet. Toll. Einen Neuen bauen kann ich nicht, dafür fehlt mir das nötige Zeug. Ich könnte eine Angelrute basteln oder halt das Netz. Nehme ich mal das Netz, mal schauen, wofür es gut ist. Aha, für gar nichts. Ich habe es an mein Floß angebaut. Voll verschwendet. Da hängt es jetzt und hat überhaupt keine Funktion. Aber nein, das nehme ich zurück! Es haben sich ein paar Trümmerteile darin verfangen, ganz ohne mein Zutun. Supi! Hab zwar immer noch keine Nahrung, aber immerhin Trümmerteile. Während ich noch im Baumenü gucke, ob ich daraus etwas Sinnvolles herstellen kann, höre ich plötzlich ein komisches, nagendes Geräusch. Was’n das jetzt?! Ein Hai! Der dreiste Hai, der mir das Netz vom Boot wegknabbert. Das darf ja wohl nicht wahr sein… Habe jetzt aus lauter Verzweiflung ein Seil und ein Stück Stoff hergestellt, mit denen ich aber nichts weiter anfangen kann. Und so treibe ich weiter umher, zwischen allen möglichen tollen Sachen hindurch, die ich aber nicht einsammeln kann ohne Haken. Dann warte ich jetzt halt, bis ich verhungere oder bis mich jemand rettet. Spoiler: Es hat mich niemand gerettet. Der Tod kam im Morgengrauen, da war die Lebensleiste dann auf 0 gesunken.
Fange ich also noch mal ein neues Spiel an, ich weiß ja jetzt so einigermaßen, wie es geht. Baue mir einen Haken, angele damit diverses Zeugs aus dem Wasser – man wirft das Teil mit der rechten Schultertaste aus und holt es wieder ein und hofft, dass etwas daran hängen bleibt. Je mehr Übung man hat, umso besser klappt das auch. Aus den Rohstoffen hab ich mir jetzt einfach mal einen Hammer gebaut. Mit dem kann ich die Grundfläche von meinem Floß vergrößern, wenn ich genügend Planken habe. Ist aber relativ witzlos, denn sobald ich etwas anbaue, sei es das Netz oder die handgehämmerte Floßerweiterung, kommt auch schon ein Hai angedüst und knurpselt es direkt wieder weg. Man könnte den Hammer wohl auch benutzen, um den Hai abzuwehren. Dafür bin ich aber zu langsam. Wenn ich den Haken equipped habe und höre den Hai kauen, bleibt kaum Zeit, um den Haken weg- und den Hammer anzulegen. Bei so einem Haiangriff kann man auch leicht mal ums Leben kommen. Und weil das immer ein bisschen lästig ist wegen den verlorenen Rohstoffen, vergrößere ich mein Floß halt nicht, bleibe auf dem halben Quadratmeter hocken und angele nach Treibgut. Und angele zwischendurch auch mal nach echten Fischen! Hab mir nämlich eine lässige Angelrute gebaut. Was man damit fängt, kann man essen und somit seinen Hungerbalken wieder auffüllen. Das ist allerdings eher irrelevant, denn der Durst ist das größere Problem. Und Wasser gibt es nicht, jedenfalls kein ungesalzenes. Ab und zu treibt eine Flasche vorbei, die sind aber so winzig und ich so wenig treffsicher mit meinem Haken, dass ich keine erwischt habe. Aber Verdursten ist ja nicht so schlimm in diesem immerhin als immersiv angepriesenen Schiffbruch von einem Spiel. Im Gegenteil: Man verliert zwar ein paar Items, ist aber frisch gestärkt und guter Dinge und kann einen weiteren Tag in Angriff nehmen.
Es ist übrigens nicht vorgesehen, eine der Inseln anzusteuern. De Facto kann man gar nicht steuern. Die Inselchen bleiben immer in der gleichen Entfernung, auch wenn das Floß scheinbar ordentlich Geschwindigkeit drauf hat. Woher auch immer es den Antrieb nimmt. Und so schippere ich munter durch den Müllstrudel, freue mich, wenn ich ein Fass angele, weil da manchmal lustige Sachen wie Steine drin sind, verdurste, spiele weiter… Und frage mich, was das alles soll. Ein Spielziel scheint es nicht zu geben, ein richtiges, endgültiges Game Over auch nicht.
Zusammengefasst
Ein eher sinnloses Spielchen, das aber nicht weiter stört. Inhalt gibt es nicht, keine Story, kein Ziel und nur einen einzigen Schauplatz. Aber: Die kleinen Erfolgserlebnisse, wenn ein Fisch anbeißt oder wenn man eine Kiste mit dem Haken heranholt, machen fast ein bisschen Spaß. Das Ambiente ist nett, die Steuerung einigermaßen brauchbar, die Musik kann man dankenswerterweise ausschalten. Und wenn man sich ein bisschen geschickter anstellt und mehr Geduld hat, kann man vielleicht sogar ein supercooles Floß bauen, wer weiß das schon immer… Hätte ich den vollen Preis von 12,99 € bezahlt, würde ich mit Sicherheit nicht so milde urteilen. Aber für 99 Cent habe ich durchaus schon Schlimmeres gespielt.
* Das Beitragsbild wurde von uns mit Hilfe des „Bing Image Creator“ erstellt.