House Painting Simulator
House Painting Simulator Nintendo Nintendo Switch Simulation
Qualen beim Malen: Gelbe Wände, schnelles Ende.
Hergehört und aufgemerkt! Das geht uns alle an! Ich habe im eShop ein Spiel gefunden, das gegen den Stress des Lebens hilft! Steht dran, also wird das wohl auch so sein. Sonderlich stressig sind diese ganzen komischen Simulatoren ja ohnehin nie, aber dass das extra als Feature aufgeführt wird, das ist neu. Und zwar handelt es sich um einen House Painting Simulator. Und nicht nur irgendeinen, sondern den realistischsten und spaßigsten von allen. Steht dran. Wir können verschiedene Gebäude ganz genau so anpinseln, wie es uns gefällt. Wir können Upgrades und neue Werkzeuge freispielen und am Ende ein wahrer Meistermaler werden. Und das alles für nur 99 Cent! Soviel wird euch ein stressfreies Leben doch wohl wert sein. Mir ja. Hier, Nintendo, nehmt mein Geld und gebt mir Pinsel und Farbeimer, ich bin bereit!
Vorab: Das Spiel ist anscheinend verbuggt und lässt sich ab dem 2. Level nicht mehr weiterspielen. Wer trotzdem das Review und meine Anstreich-Abenteuer lesen möchte: Sehr gerne. Wollte nur schon mal vorwarnen, nicht, dass ihr euch die Mühe umsonst macht. ^^
Geht gut los
Begrüßt werden wir von einem recht schmucklosen Startbildschirm. Ein paar Utensilien liegen in einem düsteren Raum herum. Aber das Startmenü hat immerhin schon mal mehr Menüpunkte als bei den meisten bisherigen Spielen. Wir können nämlich wählen zwischen Start, Anleitung und Credits. Das ist doch schon mal was, da ist tatsächlich jemand bereit, namentlich mit dem Spiel in Verbindung gebracht zu werden… Ich klicke mal auf die Anleitung. Wenn es schon eine gibt, dann schau ich sie mir auch gerne an. Und da steht sogar richtig was drin, in einer ganz normalen englischen Sprache, mit Satzbau und allem! Bin positiv überrascht. Der Gebrauch von diversen Werkzeuge, die zur Anwendung kommen werden, wird erklärt. Spachtel, Sandpapier, Schaber, Stielverlängerung… Das hört sich doch wirklich alles recht vielversprechend an. Dann legen wir mal los:
5 Level scheint es zu geben, die wir nach und nach freispielen können. Das erste und einzige, das im Moment verfügbar ist, verspricht eine Belohnung von 370 Dollar. Klingt gut, und ich hab ja auch nicht wirklich eine Wahl. Es handelt sich um ein eher kleines Zimmerchen, durch das wir uns mittels Thumbstick bewegen können. Mit den Schultertasten öffnet man Menüs, in denen man seine Werkzeuge auswählen kann. Jetzt habe ich einen Pinsel in der Hand und versehentlich einen Wassereimer herbeibeschworen, der nicht mehr weggeht. Aber egal, früher oder später kann man den bestimmt gebrauchen. In einem kleinen, und zwar wirklich sehr kleinen Kasten (so klein, dass ich sogar meine Brille abnehmen muss, um etwas entziffern zu können) oben in der Ecke werden meine Missionen und ihr jeweiliger Fortschritt angezeigt: Die Wände anmalen und 5 Farbpfützen vom Boden aufwischen.
Geht mittelgut weiter
Recht sphärische Musik säuselt vor sich hin, sogar ein paar Vögelchen singen – ich merke schon, wie mein Stress sich verabschiedet. Tschö, Stress! Und weil Einkaufen auch immer gegen Stress hilft, machen wir ihm jetzt komplett den Garaus und kaufen Malerausstattung. (Natürlich nur im spielinternen Shop, bevor ihr mich jetzt irgendwie für schräg haltet…) Gelbe Farbe für 20 Dollar gibt es, alles andere ist noch gesperrt. Aber das reicht ja auch für den Anfang. So, jetzt steht da also ein Eimer knatschgelbe Farbe herum, jetzt brauche ich noch was, um sie aufzutragen. Mal schauen, was das Menü da so zu bieten hat, mein Pinsel von eben ist nämlich auf wundersame Art wieder verschwunden. Die Navigation durchs Menü ist recht fordernd, man braucht alle möglichen Knöpfe und Sticks gleichzeitig. Aber am Ende habe ich eine tufte Teleskopbürste oder sowas. Als ich sie in den Topf mit Farbe tunken will, nehme ich stattdessen den Topf hoch. Als ich ihn wieder absetze, ist die Bürste weg. Ach guck, da hinten lugt doch mein Stress schon wieder um die Ecke… Also wieder einen anderen Pinsel ausgewählt und mit ihm Richtung Wand geschritten. Kommt verständlicherweise die Meldung, dass Farbe benötigt wird. Aber wie kriege ich den Rotz auf meinen Pinsel?! Ah, ich hatte doch einen Screenshot von der Anleitung gemacht. Ein Glück übrigens, denn im Spiel hat man keinen Zugriff mehr darauf. Also: Ich brauche ein Tablett, auf das ich die Farbe erst mal schütten kann. Da ist eins. Sogar mehrere, ich kann aber nur eins anwählen. Ich hoffe, es liegt daran, dass die anderen noch nicht freigespielt sind, und nicht an meiner allgemeinen Unfähigkeit oder gar an einer fehlerhaften Programmierung…
Jetzt fehlt nur noch der Pinsel. Ich hatte doch eben dieses Teleskopbürstending, mal schauen, ob ich damit was anfangen kann. Nein, kann ich nicht. Da kann ich dem Spiel aber keinen Vorwurf machen, denn bei genauerer Betrachtung handelt es sich um einen Wischmopp. Den packen wir dann schnell mal wieder weg, zum Glück hat das keiner gesehen. Also: Pinsel schnappen, mit B in die Farbe tunken, und ab dafür! Oh. Oh je. Das ist nur ein ganz schmaler Streifen Farbe auf der doch sehr großen Wand. Ach nee, Entwarnung: Wenn man B gedrückt hält und dabei den linken Stick bewegt, malt man auch größere Flächen an. Was ich bis jetzt schon sagen kann: Streichen macht Spaß! Irgendwie befriedigend, zu sehen, wie sich die Wand einfärbt. Und es sieht auch tatsächlich ganz hübsch aus, wie die nasse Farbe glänzt und das Licht reflektiert. Und: Man kann nicht versehentlich Türen oder Steckdosen mit anmalen. Das ist gut, so einen Frust braucht nun wirklich niemand. Eine Farbeimerladung reicht, um 2,5 Tabletts zu füllen. Damit hat man nur einen eher kleinen Teil des Raumes gestrichen, also ab in den Shop, neue Farbe kaufen. 100 Dollar Startguthaben hat man – hoffen wir mal, dass das für genügend Farbeimer reicht.
Geht schon gar nicht mehr so gut
Das Streichen selber geht gut von der Hand, da muss man auch gar nichts weiter beachten: Einfach B gedrückt halten. Die Streichbewegungen passieren automatisch. Man muss auch nicht nachstreichen oder so, die Farbe deckt so gut, dass gleich beim ersten Pinselstrich nichts mehr vom Untergrund zu sehen ist. Auch erfreulich: Man muss den ganzen Farbeimern, die im Raum herumstehen, nicht ausweichen, man kann sich frei bewegen. Was man allerdings nicht kann: Auf die Leiter steigen, um in der Höhe zu pinseln. Ich habe es heute Morgen vor der Arbeit versucht, ich habe es heute Abend nach der Arbeit versucht, mein Gamer-Ehemann hat es versucht: Sämtliches Herumgeklicke war erfolglos. Man kann draufsteigen, wenn sie weiter von der Wand entfernt steht. Dann kommt man natürlich nicht mehr an die Wand. Aber man steht auf der Leiter. Immerhin. Hui, jetzt klappt’s! Habe anscheinend den passenden Winkel gefunden und bin oben! Das Streichen geht von dort nur noch so mittelgut: Großflächig Anpinseln kann man von der Leiter aus nicht mehr, immer nur schmale Bahnen. Und leider wird das zur recht frickeligen Millimeterarbeit, weil man genau die Stellen treffen muss, die noch nicht bemalt sind, und die Empfindlichkeit der Thumbsticks lässt sich nicht justieren. So ruckelt man dann schon mal ein bisschen hin und her, bis man das passende Stück Wand erwischt hat. Update: Paar Minuten später habe ich herausgefunden, dass man auf der Leiter für größere Flächen den rechten Stick benutzen kann. Auf der Erde stehend ist es der Linke. Wer denkt sich sowas denn aus?
Zwischendurch immer mal absteigen und die Leiter verrücken, wie man das halt so macht als fleißiger Anstreicher. Zum Glück hat man von der Leiter aus eine recht große Reichweite, man muss also nicht alle paar Sekunden die Position wechseln. Besonders realistisch ist das nicht, aber das ist ja das ganze Spiel nicht: Wer streicht schon sein Zimmer knallgelb? Zwischendurch ertönt immer mal ein munteres Gebimmel, wenn man einen Teilabschnitt geschafft und die sich Fortschrittsanzeige der Missionsübersicht ein bisschen weiter Richtung Ziel bewegt hat. Ich habe jetzt eigentlich alle sinnvollen Flächen gestrichen, die Anzeige steht bei 47 Prozent. Wenn die wollen, dass ich die beiden dunklen Mauern auch noch streiche, reicht die Farbe nicht, ich habe nämlich kein Geld mehr, um Nachschub zu kaufen. Das Problem ignoriere ich jetzt erst mal, schließlich ist das ein Spiel gegen Stress, da kann ich keine Probleme gebrauchen. Stattdessen wische ich dann halt den Boden, das ist auch ein Teil der Mission. 5 Farbkleckse wollen beseitigt werden. Klappt natürlich auch nicht, ich kann den Wischmopp nicht nass machen. Seufz.
Habe schließlich herausgefunden, dass man gar nicht Mopp und Wassereimer kombinieren muss, sondern direkt mit dem Putzen loslegen kann. Angezeigt wird einem das natürlich nicht, aber wurscht, Hauptsache es funktioniert. Der Boden ist jetzt sauber, bleibt die Frage, was ich mit den Wänden mache. Ich habe die Farbe jetzt bis zum letzten Tröpfchen verbraucht, Fortschritt immer noch bei 47%, das gibt nix mehr. Ich starte mal neu. Für euch und für die Wissenschaft. Speichern kann man übrigens nicht, aber das wäre ja auch wirklich zu viel verlangt. Hab mal spaßeshalber die Zeit gestoppt: Eine halbe Stunde Spielspaß ist es, bis es nicht mehr weitergeht. Aber halt, was ist das?! Es geht ja doch weiter! Das war jetzt unerwartet. Im ersten Durchgang hatte ich mal hier, mal da ein bisschen auf den dunklen Flächen herumgepinselt, das hat das Spiel offensichtlich nicht als Fortschritt erkannt. Aber als ich jetzt an einer der dunklen Wände zusammenhängend gemalt habe mit meinem letzten Farbvorrat, da ploppt auf einmal ein Fenster auf: Du hast 60% des Levels geschafft! (Auch da irrt das Spiel, es sind nur 50%…). Willst du 510 Dollar kriegen und im nächsten Level weitermachen?
Nichts geht mehr
Ja, will ich. Gucken kostet ja nix. Und immerhin habe ich statt der 370 Dollar, die angekündigt waren, 510 bekommen. Und ein paar Tools freigeschaltet. Und neue, spannende Aufgaben warten auf mich: Schnödes Anstreichen war gestern, heute muss ich Löcher zuspachteln und Flecken an der Wand entfernen! Da lacht das Heimwerkerherz! Ein Loch wurde auch erfolgreich mittels frisch gekauftem Spachtel und Spachtelmassenzeugs gefüllt, aber: Wie es auch schon im ersten Level der Fall war, kann man sich im Menü leider nicht durch die Unterpunkte klicken. Heißt: Das Tuch, das ich gekauft habe und das ich eigentlich bräuchte, um die Flecken an den Wänden zu beseitigen, lässt sich nicht anwählen, weil automatisch immer das erste Item der Kategorie, in dem Fall der Mopp, ausgewählt ist und man das nicht ändern kann. Das Level ist somit eigentlich schon zum Scheitern verurteilt. Ich male trotzdem mal noch so ein bisschen hier rum, mal gucken, was passiert. Spoiler: Nix passiert. Schäbig gestrichene, streifige Wände passieren – die lila Farbe ist zwar schön lila, aber sie ist anscheinend nicht zum Anstreichen gedacht. Egal, auf das bisschen Extrafrust kommt es jetzt auch nicht mehr an. Die Bereiche mit den Flecken, die ich eigentlich wegwischen müsste, sind großräumig gesperrt, da kann ich nicht streichen, solange der Schmutz nicht weg ist. Und der geht nicht weg ohne Tuch. Und das ist dann auch schon das traurige Ende meiner Malerkarriere.
Zusammengefasst
Schade, mal wieder ein Spiel verbockt, das eigentlich ganz gut hätte sein können. Das Streichen selber macht durchaus Spaß, es sieht richtig schön aus, wie die frisch bemalten Wände glänzen. Kein Stress, kein Zeitdruck – klar ist es ein bisschen lästig, dass man dauernd von der Leiter steigen muss, um frische Farbe zu holen, aber das wäre es im echten Leben wohl auch. Es gibt eigentlich viel zu tun, viele Werkzeuge, viele Farben, die man auch selber in der Palette zu einem Farbton seiner Wahl zusammenmischen kann. Aber wenn sich die Menüs nicht bedienen lassen, dann nützt das nun mal alles nichts. Und die Steuerung hakt halt auch an allen Ecken und Enden. Manchmal kann man auf die Leiter steigen, manchmal nicht. Manchmal wird der Streichfortschritt erkannt, manchmal nicht. Manchmal kann man seinen Farbeimer irgendwo abstellen, manchmal nicht. Manchmal kauft man ein Spiel, das vernünftig funktioniert. Und manchmal nicht. Schade.
* Das Beitragsbild wurde von uns mit Hilfe des „Bing Image Creator“ erstellt.
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