Arcade Room Simulator

Wenn die Spielbeschreibung umfangreicher ist als das Spiel selbst.

Ich sag’s, wie es ist: Ich mag Spielhallen. Diese richtig schön arcadigen, wo alles blinkt und klimpert, wo man auf Zombies schießt und Ski fährt und im Auto hinter Sauriern herdüst. Alles virtuell natürlich, sonst wäre es ja viel zu gefährlich. Flipper, Air Hockey, Whac-A-Mole – werde schon beim Gedanken daran ganz hibbelig gerade… 🤭 Und die ganzen tollen Automaten, die es schon in meiner Kindheit gab und an denen ich immer grandios gescheitert bin, während mein Opa in der Imbissbude Jägerschnitzel mit Pommes bestellt hat. Aber das interessiert euch wahrscheinlich gar nicht so doll. Tschuldigung, das ist nur die Aufregung, die mit mir durchgeht. Denn: Im eShop gibt es einen Arcade Room Simulator!! Hab mich gefreut wie das besagte frisch panierte Jägerschnitzel, als ich das gesehen habe. Gut, die Screenshots und das kurze Video auf der Shopseite haben meine Freude dann auch gleich schon wieder ein kleines bisschen gedämpft, weil es einfach wieder aussieht wie der letzte Rotz, aber ich bleibe trotzdem erst mal vorsichtig optimistisch und klicke beherzt auf „Kaufen“. 99 Cent, da kann man’s nicht für selber machen. Und die Beschreibung verspricht auch viel Schönes: „Erleben Sie das goldene Zeitalter der Spiele mit einer Vielzahl von klassischen Titeln und interaktiven Elementen, die Nostalgie hervorrufen.“ Man kann Tetris und Snake spielen, steht da. Ich hoffe einfach mal, dass man auch noch ein paar mehr Spiele zocken kann und die „Vielzahl“ nicht nur aus diesen beiden Automaten besteht… Schauen wir mal, dann sehen wir schon. Es wird auch einen interaktive Umgebung geben: Man kann eine Jukebox bedienen und mit Gegenständen interagieren, um ein umfassendes Arcade-Abenteuer zu erleben. Was die sich immer für einen Stuss zusammenschreiben… „Eine nostalgische Flucht für alle Altersgruppen.“ Nostalgische Fluchten sind immer gut, dann gucken wir doch einfach mal, was es damit auf sich hat.

Hab dann auch direkt Sam von dem Kauf berichtet. Er so: „Oh cool, das habe ich früher stundenlang gezockt.“ Ich so: 👀👀👀 Konnte ich mir nach den Screenshots gar nicht so richtig vorstellen, dass das wirklich Spaß machen soll. Das wäre dann das allererste Spiel, das ich hier teste, das wirklich was taugt! War kurz aufgeregt, bis sich herausstellte, dass es doch ein anderes Spiel war, nämlich das durchaus okaye Arcade Paradise, das dann wahrscheinlich auch als Vorlage für dieses Game dient und von dessen Beliebtheit man hier wohl ein wenig profitieren möchte. Aber jetzt genug geschwafelt, ich muss dringend nostalgisch flüchten!

Nostalgische Fluchten

Es fängt alles auf einem recht nichtssagenden Startbildschirm an, wo man, untermalt von grooviger Musik, auf „Play“ oder „Sound on“ klicken kann. Das Spiel beginnt! Und zwar in einer schummerigen, unterirdischen Bar. Da ist nicht viel los: Backsteinmauern, ein paar Sitzgelegenheiten, ein Airhockeytisch. Weil ich ja von Hause aus ein Rowdy bin, kicke ich fröhlich einen umgefallenen Stuhl vor mir her. Es gibt sogar sowas wie Physik: Ich habe mit dem Stuhl ein paar Barhocker umgedötzt! Die Grafik sieht auch ganz okay aus, aber es gibt halt auch nicht besonders viel zu sehen. Ein paar nette Neonleuchtreklamen hängen an der Wand, immerhin. Auf der Theke steht ein Getränk, mit einem Druck auf die A-Taste trinke ich es aus. So interaktiv ist das nämlich alles hier, da staunt man ja wirklich Bauklötze! Kurz mal hinter der Theke vorbeigeschaut, ob man die dortige Zapfanlage ebenfalls benutzen kann – kann man nicht. Aber die Jukebox! Da kann man verschiedene Instrumentalstücke einstellen. Muss man aber eigentlich nicht, denn die wechseln sich auch ohne Fremdeinwirkung ganz automatisch ab. Sind auch alle recht anhörbar und stören nicht weiter als Hintergrundberieselung. Ich gehe an einem Airhockeytisch vorbei, biege um eine Ecke, und da: Da ist sie! Die Spielhalle, wegen der ich hier bin! Die nostalgische Flucht! Es gibt einen leeren Greifautomaten, und ein weiterer Airhockeytisch steht herum. Man kann nämlich nie genug Airhockeytische haben, das weiß jeder. Und es gibt tatsächlich 2 Spielautomaten. Auf dem Weg dahin schnell noch ein Getränk leergeschlürft, das da so verlassen in der Gegend herumlungert. Wer es da abgestellt hat und was mit seinem Besitzer passiert ist? Besser nicht drüber nachdenken…

Historische Enttäuschungen

Na ja, und dann hab ich halt ein bisschen Snake gespielt und ein bisschen Tetris, ging auch beides gut von der Hand, Steuerung und Spielprinzip wie gewohnt, und ich fand mich direkt ganz oben auf der ansonsten leeren Highscoreliste wieder. Und weil sonst nicht viel zu tun ist, gehe ich dann doch noch zum leeren Greifautomaten und gucke, ob es da irgendwas zu holen gibt. Ich hab ja schließlich Geld für das komische Spiel bezahlt, da will ich es auch bis zum Letzten auskosten. Aha: Ich drücke auf A, der Kasten füllt sich mit bunten Kapseln, ich kann allerdings den Greifer nicht steuern. Irgendwas ist ja immer. Aber hey, jetzt ist das Ding wenigstens voll mit bunten Kugeln. ᕕ( ᐛ )ᕗ Es sind die kleinen Freuden… Hab das Spiel dann noch mal neu gestartet, um zu schauen, was da so passiert. Nicht viel. Die umgefallenen Stühle sind wieder aufgerichtet, die Highscores an den Automaten sind immer noch gespeichert, der Greifer funktioniert immer noch nicht.

Dann war das jetzt also alles? Das können die ja eigentlich nicht ernst meinen… Es gibt noch eine Treppe, die aus dem Keller herausführt. Vielleicht ist das hier ja nur das Einführungslevel, und oben geht es dann erst richtig los. Ich setze also alle meine Hoffnung auf die Treppe, will die Stufen in die Freiheit erklimmen, sehnsüchtig, vorfreudig… Geht nicht. Ist nicht vorgesehen. Das gesamte Spiel besteht also aus einem verlassenen Raum und einem verlassenen Nebenraum und einer Jukebox und 2 Automaten. Das war’s. Mehr nicht.

Zusammengefasst

Man könnte sich da jetzt natürlich ärgern, man könnte sich sogar ein klein wenig verarscht fühlen, weil einem im Shop eine Vielzahl an Automaten versprochen wurde, die aber offensichtlich vergessen wurden, in das Spiel einzubauen, oder es war kein Budget mehr da, oder was auch immer. Aber erstens ist es viel zu heiß, um sich zu ärgern, zweitens war es nicht viel verlorene Lebenszeit, weil man innerhalb von 10 Minuten alles in dem Spiel gesehen hat, was es zu sehen gibt. Und drittens ist ja sogar noch ein kleines Rätsel inklusive, nämlich, was mit den ganzen Barbesuchern passiert ist. Ich vermute ja, dass es sich um das Entwicklerteam handelt, das sich nach Vollendung des Spiels zu einem Umtrunk getroffen hat. Und da haben sich dann halt die Pforten der Hölle geöffnet, und sie schmurgeln seitdem im Fegefeuer vor sich hin, weil sie es einfach verdient haben, wenn sie unschuldige Käufer mit so einem „Spiel“ neppen. Nur ihre Getränke sind von ihnen übrig geblieben. In dem Sinne: Prost. Kauft euch den Quatsch bitte nicht.🤷‍♀️

* Das Beitragsbild wurde von uns mit Hilfe des „Bing Image Creator“ erstellt.


Fazit

Pro

  • Tetris
  • Snake
  • Neonleuchtreklame

Kontra

  • Ein schlechter Scherz

Wertung   (0 - 10)

1
Übelst
Emotion traurig
Emma

Emma

Kaufe oder esse oder fotografiere alles, was sich nicht schnell genug retten kann - je nach Situation. Stellt mich einfach irgendwo am Meer ab und ich bin glücklich. 😊

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2 Antworten zu “Arcade Room Simulator”

  1. Sam Sam sagt:

    Bei Arcade Paradise gibt es mehr Automaten. 🤭

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Schweinchen