Street Vendor Simulator

Spielidee schwach wie eine Flasche leer.

Es gibt ja Spiele, die hören sich schon so bescheuert an, dass man da eigentlich gar nicht viel erwartet. Die kauft man dann, weil sie so schön skurril sind und nicht viel kosten, einfach so, just for fun. Kann ja immer mal sein, dass man da aus Versehen ein Kleinod an Land zieht. Unwahrscheinlich zwar, aber nicht unmöglich. Also musste ich gar nicht lange überlegen, als ich beim Stöbern in der „Jetzt im Angebot“-Rubrik im eShop den Street Vendor Simulator erspäht habe. Beschreibungstext durchgelesen, ungläubig gegrinst und auf „Kaufen“ geklickt. Was für ein Quatsch: Man verkauft Wasser an Leute, die im Auto sitzen und warten, dass die Ampel grün wird. 🤭

Die Spielbeschreibung gibt nicht viel preis, die Galerie auch nicht. Man verkauft halt Wasser und kann sich von dem Erlös alles leisten, was man sich jemals erträumt hat. Und man muss strategische Entscheidungen treffen im Hochgeschwindigkeitschaos des urbanen Verkehrs. Mehr steht da nicht. Weil es wahrscheinlich nicht mehr zu dem Spiel zu schreiben gibt. Oder? Wir werden es genau jetzt herausfinden!

Und wie geht das jetzt?

Begrüßt wird man von einem vielversprechenden Startbildschirm: Eine leere Kreuzung ist zu sehen. Aber dann! Die Ampel wird grün, Autos erscheinen und dötzen völlig grundlos aneinander. Andere biegen so ungelenk wie es nur geht um die Kurve. Könnte ich mir stundenlang angucken, aber ich bin ja hier, um zu arbeiten. Ein Startmenü gibt es nicht, man kann aber immerhin auf Spielen klicken. Gesagt, getan: Das Spiel beginnt, wir stehen direkt an der besagten Kreuzung in einer vermutlich amerikanischen Großstadt. Der Bildschirm ist übersichtlich: Man sieht sein Kapital (einen ganzen Dollar habe ich bis jetzt), und man kann mittels Tastendruck Quests aufrufen. Diese Quests sind anscheinend irgendwelche Gegenstände, die wir uns von dem erspielten Erlös kaufen sollen. Oder auch nicht, man weiß es nicht. Es gibt keine Anleitung, keine Hinweise, gar nichts. Nur 16 Gegenstände werden eingeblendet mit Preisangabe. Ich wähle einfach mal den ersten auf der Liste aus, ein Handy für 20 Dollar. Vielleicht. Keine Ahnung, ob das geklappt hat, es kommt keine Bestätigung, und auch auf dem Spielbildschirm hat sich nichts verändert. Weil ich nicht weiß, was ich sonst machen soll, laufe ich einfach mal ein bisschen herum – vielleicht finde ich ja einen netten NPC, der mir das Spiel erklärt. Zuerst finde ich aber eine Kiste. Ich kann auf Y drücken für Inventar und auf A für Abholung, was auch immer das bedeuten mag. Im Inventar ist nichts. Ah, aber wenn ich auf A klicke, nehme ich die Kiste auf und kann sie mit erneutem Drücken von A (wie „Abgabe“) wieder absetzen. Cool. Absetzen kann ich sie allerdings nur in grün umrandeten Feldern an einer Kreuzung. Mit der Kiste in der Hand laufe ich dann mal los und finde schnell einen grün leuchtenden Hauseingang, wo ich mittels Y-Taste einkaufen kann. Nämlich eine Wasserflasche für 1 Dollar. Ich trage die Kiste inklusive Flasche wieder zurück zu meiner Kreuzung und stelle sie im grün leuchtenden Feld ab. Und nehme sie nach einiger Zeit wieder auf, nachdem nichts weiter passiert ist. Überquere die Straße und stelle sie auf ein anderes grün leuchtendes Feld. Nix. Trage sie zu den an der Ampel wartenden Autos. Nix. Nehme sie mit auf einen kleinen Stadtbummel. Die Stadt selber sieht eigentlich recht hübsch aus, ziemlich okaye Grafik. Die Autos gehen auch in Ordnung. Die Wolken durfte offensichtlich ein Kindergartenkind zeichnen, eine nette Idee von den Entwicklern. 😁

Ich wackele also mit meiner Kiste durch die Gegend, gucke immer mal bei Läden vorbei, stelle fest, dass die Flaschen unterschiedliche Preise haben. Ein Laden will nur 60 Cent für ein Wasser, aber ich hab ja eh kein Geld, das habe ich alles verpulvert für eine Flasche, die ich als Talisman mit mir rumtrage, verkaufen kann ich sie ja nicht. Hab dann mal spaßeshalber probiert, ob ich mich überfahren lassen kann: Nö. Das eine Auto schiebt mich vor sich her, bis es einfach durch mich hindurchfährt, bei dem nächsten stehe ich auf dem Dach und werde herumkutschiert. Huii! Eigentlich ein recht spaßiges Spiel. Aber Moment, ich sollte doch Wasser verkaufen…

Stumpfsinnige Flaschenschlepperei

Ah, jetzt hab ich’s! Wenn man die Kiste abgestellt hat, kann man im Inventar die Flasche auswählen, man hält sie dann in der Hand wie eine lustige kleine Handgranate. Jetzt geht’s los! Mit der Flasche bewaffnet eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten! Manche Autofahrer leuchten grün, ich kann das Wasser in das Auto werfen, ein sehr befriedigendes Kassiergeräusch ertönt! Jetzt steht meinem Erfolg und Reichtum nichts mehr im Wege, NICHTS! Außer der Tatsache, dass ich überhaupt keinen Gewinn mache, wenn der Einkaufspreis genau so hoch ist wie der Verkaufspreis… Uff. Jetzt hab ich wieder einen Dollar auf dem Konto und bin so schlau wie vorher. Es scheint also tatsächlich so zu sein, dass ich die Läden abklappern und Preise vergleichen muss. Eine Map gibt es nicht, ich muss also durch die leeren, öden Straßen wandern und bei jedem Shop gucken, was das Wasser kostet. Den günstigen Laden mit den 60 Cent finde ich nicht mehr wieder, es sieht alles gleich aus, für jemanden mit einem Orientierungssinn wie ein Kieselstein ist das unmöglich, sich da zurechtzufinden. Ich hab dann einen Chinaimbiss entdeckt, der eine Flasche für 90 Cent verkauft. Also: Wasser kaufen, meilenweit wandern zur nächsten Kreuzung, warten, dass jemand anhält, die Flasche für 1 Dollar verkaufen, wiederholen. Mühsam! Extrem mühsam. So viel Zeit verplempern für die paar Cent… Das dauert wirklich enorm lange, bis man da auf einen grünen Zweig kommt. Die erste Quest, die man erledigen kann, bzw. der erste Gegenstand, den man sich von seinem erwirtschafteten Geld kaufen kann, kostet 10 Dollar. Das dauert locker ein paar Stunden, und ich hab jetzt schon keine Lust mehr…

Aber halt, was ist das! Das ändert alles! Nämlich: Man kann den Verkaufspreis der Flaschen anpassen. Durch beherztes Klicken auf das Steuerkreuz wird der Preis erhöht oder gesenkt. Das macht es wenigstens ein bisschen besser. So kann man dann an der Kreuzung warten und schauen, ob jemand durch grünes Leuchten signalisiert, dass er bereit ist, den geforderten Preis zu zahlen. Dann schnell dahin düsen (man kann mittels Schultertaste rennen, wenn man gerade keine Kiste trägt! Yay! Würde ich aber nicht längerfristig empfehlen, weil das so grässlich wackelt, dass es einem direkt ganz anders wird…) und hoffen, dass man das kühle Nass loswird, bevor die Ampel umspringt. So habe ich dann irgendwann 10 Dollar zusammenerwirtschaftet und kann meine erste Quest erfüllen: Ich kaufe mir ein Fahrrad. Das Spiel so: „Glückwunsch!“. Und das soll es dann auch gewesen sein. Es macht keinen Sinn, das noch weiterzuspielen. Man könnte natürlich, wenn man Wert auf sowas legt, tatsächlich noch schauen, dass man den allerbilligsten Laden findet, dann dort immer zum Einkaufen hin und das Wasser mit dem maximalen Profit an einer belebten Kreuzung weiterverkaufen. Aber warum sollte man?

Zusammengefasst

Tja, was soll ich sagen? Das Spielchen stört nicht weiter. Die Stadt sieht schon ganz gut aus, der erste Erkundungsgang war nett. Aber danach kam dann halt nichts mehr. Man kann mit nichts und niemandem interagieren, es ist alles nur Kulisse. Keine Fußgänger weit und breit, Autos, die wie auf Schienen fahren und überhaupt nicht darauf reagieren, ob man mitten auf der Fahrbahn steht. Läden, die man nicht betreten kann, sondern wo man nur mittels Menü einkauft. Unanimierte, nicht besonders detailliert ausgearbeitete Autofahrer, die man mit Flaschen bewirft. Und der Rest ist stupide Fleißarbeit. Kurz wird es mal spannend, wenn man an der Kreuzung steht und es auf der gegenüberliegenden Straßenseite grün leuchten sieht: Schafft man es dorthin, bevor die Autos weiterfahren? Aber sonst… Die Steuerung funktioniert gut, aber es gibt ja auch kaum was zu steuern. Man läuft halt, mehr ist nicht. Der Rest passiert mittels A- und Y-Taste. Ein Spiel, bei dem man nichts falsch machen kann. Kein Stress, kein Ärger, kein Zeitdruck, das ist ganz angenehm. Und man kann sogar speichern. Aber Langzeitmotivation ist da so gar nicht gegeben. Klar, man kann versuchen, alle Belohnungen freizuspielen. Aber da hat man dann auch nichts von. Ich würde nicht so vehement von dem Spiel abraten wie von manch anderem bisher getesteten, aber zum Kauf raten würde ich nun auch nicht unbedingt. Das Spiel ist eigentlich einfach egal. So. 🤷‍♀️

* Das Beitragsbild wurde von uns mit Hilfe des „Bing Image Creator“ erstellt.


Fazit

Pro

  • Nette Umgebung
  • Kein Stress
  • Sehr einfach

Kontra

  • Monoton
  • Keine Langzeitmotivation
  • Kein Tutorial

Wertung   (0 - 10)

3
Schlecht
Emotion enttäuscht
Emma

Emma

Kaufe oder esse oder fotografiere alles, was sich nicht schnell genug retten kann - je nach Situation. Stellt mich einfach irgendwo am Meer ab und ich bin glücklich. 😊

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