Culinary Cooking Master Simulator

Nichts als Ärger mit dem Burger...

Nachdem ich den Ärger über das jüngst getestete grottigste aller Grottenspiele (das Review findet ihr bei Bedarf hier) verdaut habe, ist es jetzt an der Zeit, etwas Neues zu wagen. Und weil ich nicht nur Ärger verdaue, sondern auch sonst ganz gerne mal was esse, liegt da doch nichts näher als ein Kochsimulator! Für läppische 99 Cent gibt es gerade einen im Nintendo eShop. Das Vorschauvideo sieht schon mal herrlich bekloppt und trashig wie sonst was aus, das kann aber eigentlich gar nicht sein, denn der Text verspricht uns ein Spiel mit lebensechter Physik, in dem sich jeder Handgriff mit dem realistischen Küchenequipment authentisch und immersiv anfühlt. Es wirkt in dem Video wie ein Action-RPG in der Egoperspektive mit einem ollen Hackmesser als Waffe. Aber solche Videoschnipsel können ja auch irreführend sein in der Kürze der Zeit. Immerhin sollen wir hier ja gerüchteweise von Zutatenmanagement über Rezeptentwicklung bis hin zu Koch-Challenges alles geboten kriegen, was zu einer seriösen Spitzenkochausbildung gehört. Dann wollen wir uns das doch mal angucken! Also: Hände waschen, Kochmütze aufsetzen, Schürze umbinden: Wir gehen rein!

Beim Startbildschirm können wir, begleitet von fetzigen, lateinamerikanisch angehauchten Klängen mit hohem Nervpotential, im Einstellungsmenü mal wieder so gut wie nichts einstellen. Lautstärke und Empfindlichkeit. Einen separaten Knopf zum Ausschalten der Musik gibt es nicht. Schade. Dann lasse ich den Sound erst mal an, ich will ja später hören, wie meine tuften Pommes vor sich hin frittieren. So! Ich nehme allen Mut zusammen und klicke auf „Play New Game“:

Im Ladebildschirm erscheint ein Warnhinweis, dass nur am Ende eines Spieltages gespeichert wird. Sollte man das Spiel zwischendurch beenden, geht der Fortschritt verloren. Klingt ja schon mal vielversprechend. Mal schauen, wie lange so ein Spieltag dauert… Wir werden willkommen geheißen von einer Notiz, die uns erklärt, worum es hier geht: Wir haben gerade angefangen, im Restaurant zu arbeiten. Wir sollen, so wörtlich, Zutaten schneiden oder frittieren und in eine Schachtel stecken, um Burger oder Pommes zu machen. Und nicht die Getränke vergessen. Viel Glück, mit drei Ausrufezeichen!!! Bei so einem liebevoll geschriebenen Text können wir das Glück für den weiteren Verlauf des Spiels wohl ganz gut gebrauchen. Und los geht’s. Das Hackmesser angriffsbereit erhoben, mache ich erst mal einen kleinen Rundgang durch die Küche. Ich entdecke einen Getränkeautomaten, mit dem ich interagieren kann. Es kommt farbige Flüssigkeit, wenn ich aufs Knöpfchen drücke. Das merke ich mir mal, wer weiß, wofür es später mal gut ist. Ein Pappbecher steht herum, ich nehme ihn auf. Jetzt schwebt er lustig vor mir herum wie ein freundlicher kleiner Begleiter. Ich kann ihn mit der linken Schultertaste weit wegwerfen, mit der rechten kann ich ihn rotieren lassen, während er schwebt. It’s Magic! Ah, da ist der Pass, die Durchreiche von der Küche in den Gastraum. In schlechtem Englisch stehen hier weitere Anweisungen für mich, und es gibt eine lustige Glocke. Gleich mal klingeln. Oh nein, jetzt habe ich dadurch den Tag gestartet! Ich war doch noch gar nicht bereit. Ich soll die Bestellungen vom Bildschirm annehmen und in die Tüte auf der Theke packen. Wenn das Rezept nicht in der richtigen Reihenfolge zubereitet wird, wird die Bestellung nicht akzeptiert. Wenn ich mich den verschiedenen Küchengeräten nähere, erscheinen Erklärtexte. Alles versehen mit dem Warnhinweis: Wenn du dir zuviel Zeit lässt, wird alles verbrennen!

Es gibt eine Fritteuse für Pommes und einen Grill für die Burger und Brötchen, außerdem einen Getränkeautomaten. Das ist alles. Nachdem ich das Inventar inspiziert habe, mache ich mich dann mal an die Arbeit. Ich schnappe mir ein Burgerbrötchen und lege es auf den Grill. Es dampft und brutzelt ganz ansprechend vor sich hin. Ich bleibe solange daneben stehen, bis sein Status von „raw“ auf „cooked“ wechselt, dann nehme ich es vom Grill und packe es in die dafür vorgesehene Box. Zufällig entdecke ich auf der Anzeigetafel eine Bestellung. Ich soll einen Burger mit mordsmäßig vielen Zutaten machen, aber ich hab doch gar nichts außer Brötchen… Ah, doch, da ist noch eine Tür. Mein Kochinstinkt hat mich in die Vorratskammer geführt. Etwas spartanisch bestückt, aber ich finde alles, was ich brauche. Ich trage Salat und Tomate in die Küche, um sie dort weiterzuverarbeiten. Einzeln, denn in der anderen Hand habe ich ja mein Hackmesser, das so fest mit mir verbunden zu sein scheint wie die Kettensäge mit dem Chainsaw Man… Und jetzt kommt es auch endlich mal zum Einsatz! Mit viel Hackmessergetöse, aber ohne größere Animationen zerteile ich mein Gemüse. Ich schichte alles gemäß Anleitung auf den Burger und bin dann ein bisschen stolz, als er fertig ist. Sieht gut aus! Ich trage ihn zum Pass, kriege da aber eine Fehlermeldung, als ich ihn abstellen will. Ich soll mindestens eine Zutat draufpacken und die Box schließen. Oben in der Bildschirmecke erscheint ein ganz böser Smiley… Das ist zuviel Druck, so kann ich nicht arbeiten. Was wollen die denn von mir? Zwischendurch fällt der Burger runter, wir erinnern uns: Lebensechte, realistische Physik! Von wegen! Die offene Packung fällt mit dem Inhalt voran auf den Boden, ich hebe sie so, wie sie ist, wieder auf. Nix passiert, alles noch an Ort und Stelle. Ich dachte schon, ich sei fertig mit der Bestellung, jetzt, wo ich die Box geschlossen und abgeliefert habe. Aber nein, die Herrschaften wollen auch noch Pommes. Also dann: Kartoffel holen, Kartoffel schneiden, Kartoffel frittieren. Ach Gott, zwischendurch ist die Bestellung von der Anzeigetafel verschwunden, das scheint denen zu lange gedauert zu haben. Jetzt sind andere Bestellungen am Start, mit unglaublich vielen Zutaten. Ich kann jetzt schon nicht mehr…

Jetzt habe ich eine neue Portion Pommes fertig, habe aber keine Schachtel mehr. Trage ich die heißen Dinger halt so durch die Gegend, da kommt es jetzt auch nicht mehr drauf an. Was für ein Murks schon wieder! Und die ganze Zeit das muntere Gedudel im Hintergrund, ich werde wahnsinnig! Aber zum Glück werde ich bald erlöst: Game Over! Die Besucher waren unzufrieden mit meiner Arbeit, beim nächsten Mal soll ich mir bitte mehr Mühe geben. 3 bitterböse Smileys leuchten rot vor sich hin, man scheint also 3 Bestellungen verhauen zu dürfen, bevor das Spiel endet. Hab ich Lust, es noch mal zu versuchen? Nicht so besonders. Aber für euch mache ich das. Nur für euch! Diesmal bereite ich schon die Zutaten vor, bevor ich den Arbeitstag starte. Jetzt weiß ich ja schon so ein bisschen, wie der Hase läuft, und kann ihn prima mit meinem Hackmesser zerteilen. Ich laufe also für jede einzelne Zwiebel in die Kühlkammer (Realistisch! Authentisch!), zerschnibbele sie schon mal prophylaktisch, dann läute ich das Glöckchen und es geht los. Zuerst ein blaues Getränk, kein Problem. Abgeliefert, abgehakt. Tippitoppi. Dann wieder ein wahnsinnig großer Burger. Souverän bereite ich ihn zu, ich hab ja schon alles vorgeschnitten zum Glück. Leider verliere ich zwischendurch immer die Zutaten, die ich durch die Gegend trage, weil sie anscheinend an vorstehenden Möbelstücken hängenbleiben (wir erinnern uns: Sie schweben ja!). Dann werden sie halt wieder vom Boden aufgeklaubt, und weiter gehts. Aber! Als ich meinen superduper Burger abliefere, ist er zwar weg, aber nicht abgehakt! Wo ist er hin? Soll ich den ganzen Rotz jetzt noch mal machen?! Offensichtlich.

Also gut, noch mal. Das wird eh nix mehr in der Zeit, also starte ich das Spiel lieber neu. Trage jede einzelne Zutat aus der depperten Kühlkammer, schneide alles ordentlich klein, grille vorsichtshalber schon mal ein paar Brötchen und Burger Patties, haue auf die Glocke und starte den Tag. Baue einen Burger zusammen, kaufe ein paar neue Burgerboxen (das geht in der Kühlkammer, da ist ein Display, auf dem man von dem Geld, das man einnimmt, Zutaten kaufen kann), die dann wie durch ein Wunder vom Himmel fallen und sich überall in der Küche verteilen, und frittiere ein paar Pommes. Hole die Pommes aus der Fritteuse und trage sie zum – Moment, wo sind sie hin?! Die Pommes sind weg!! Sind irgendwo unterwegs abhanden gekommen. Ah, da kokeln sie in der Fritteuse vor sich hin. Bin ich wohl an einer Ecke hängengeblieben, und die realistische Physik hat das gemacht, was realistische Physiken so tun, und sie wieder ins heiße Öl geschüttet. Mittlerweile liegt überall auf dem Boden Essen verstreut, denn wenn man die Tomatenscheiben aufnimmt, nimmt man die Zwiebeln automatisch mit, wenn sie mit einem Zwiebelpixelchen die Tomaten berühren, bis man sie dann unterwegs wieder verliert, und die liegen dann halt irgendwo. Ist aber nicht schlimm, man kann sie dann einfach wieder aufheben und weiterverarbeiten. Man hat mit dem Boden also einfach eine Art erweiterte Arbeitsfläche. Der Burger ist jetzt übrigens fertig, so liebevoll zubereitet wie es nur ging. Ich bringe ihn zur Theke und kann ihn nicht abgeben. Der erste Burger von der Bestellung und die Fritten sind verschwunden und wurden abgehakt, der 2. leider nicht. Wisst ihr, warum nicht? Nein, ich auch nicht. Es läuft bei der Bestellung zwar ein Countdown ab, innerhalb dessen man das Zeug abliefern muss, der ist aber noch nicht am Ende. Sehr komisch. Vielleicht hab ich bei der Zutatenreihenfolge irgendwas falsch gemacht? Vielleicht aber auch nicht, wir werden es nie erfahren. Dann kümmere ich mich halt um die nächste Bestellung. Vielleicht geht ja wenigstens ein Kunde hier glücklich raus.

Sachen, die einmal in der Burgerbox gelandet sind, kriegt man da übrigens nie wieder raus, weil das Spiel so realistisch ist. Wenn man also Pech hat und seine frisch gekauften Pommestüten und Pappbecher spawnen in so einer Box, kann man sie gleich noch mal bestellen, weil man sie nicht benutzen kann.

Zur Optik noch ein paar Worte: Die Küche selber sieht erstaunlich gut aus, mit glänzenden Edelstahlmöbeln und einem schicken Holzfußboden. Aber da hatte man dann natürlich keine Ressourcen mehr, um sich noch großartig um den Rest zu kümmern. Das Gemüse im Rohzustand ist okay, geschnitten sieht es ein bisschen albern aus. Aber immerhin gibt es diesmal keine Clippingfehler oder grotesk verunstaltete Gruselgesichter. Man ist ja schon dankbar für die kleinen Dinge.

Tag 1 habe ich dann letztendlich mit nur einem unzufriedenen Smiley nach ca. 10 Minuten Vorbereitung und exakt 22 Minuten Schufterei abgeschlossen. Es kam eine Mitteilung, dass ich 106 Geld verdient habe und dass alle schlechten Bewertungen gelöscht wurden. Und jetzt geht es nahtlos weiter. Ich könnte wieder Zutaten zusammentragen und schneiden, neue bestellen kann ich aber nicht, das ist nur möglich, während das Lokal aufhat, wegen dem Realismus und so. Für einen ersten Einblick reicht es aber schon und dafür, dass ich dieses Spiel nie wieder in die Hand nehmen möchte.

Zusammengefasst

So einen Stress brauche ich in meinem Leben nicht. Sowas von unnützer Schikane! Für jede Zutat einzeln in die Speisekammer, dauernd purzelt einem alles aus der Hand und man muss erst mal suchen, wo das Zeug abgeblieben ist. Bestellungen werden nicht anerkannt ohne Angabe von Gründen, und das ganze auch noch im Wettlauf mit der sehr knapp bemessenen Zeit. Ich habe ja schon einige nicht so besonders gute Spiele getestet, aber das hier ist das erste, bei dem ich vor Ärger rote Ohren kriege und wenig damenhafte Ausdrücke durch die Burgerküche brülle. Kauft es von mir aus, wenn ihr euch ein bisschen aufregen wollt. Für mehr ist es nicht zu gebrauchen.

* Das Beitragsbild wurde von uns mit Hilfe des „Bing Image Creator“ erstellt.


Fazit

Pro

  • Angenehmer Brutzelsound
  • Schicke Küche
  • Burger

Kontra

  • Stress
  • Hakelig
  • Schikane

Wertung   (0 - 10)

2
Schlecht
Emotion enttäuscht

Emma

Kaufe oder esse oder fotografiere alles, was sich nicht schnell genug retten kann - je nach Situation. Stellt mich einfach irgendwo am Meer ab und ich bin glücklich. 😊

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2 Antworten zu “Culinary Cooking Master Simulator”

  1. Avatar-Foto Commander64 sagt:

    „Man hat mit dem Boden also einfach eine Art erweiterte Arbeitsfläche“ 😄

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