Cat Simulator

Katzen, Hühner, Sensationen - ein Spiel wie ein schlecht animierter Fiebertraum.

Alle mögen Katzen. ALLE! Wir hier auch, und was läge da also näher, als einen Katzensimulator zu testen? Ich wollte ja letztes Mal schon was Tierisches spielen und bin daran gescheitert, dass der Bee Simulator aus Versehen gar kein grottiges Grützespiel war und folglich hier nicht hingehört. Aber jetzt! Ein Katzensimulator für stolze 99 Cent, sogar mit Extra-Spiel „Cat Jumper“ inklusive. Ein vielversprechend schlechter Trailer mit richtig mieser Grafik, ein zweizeiliger, vollkommen inhaltsleerer Beschreibungstext im Nintendo Shop: Alles daran schreit förmlich „Kauf mich! Teste mich! Verreiß mich!“. Mach ich doch gerne. Also los:

Beim Startbildschirm schallt mir eine fröhliche Instrumentalversion von „12 Days of Christmas“ entgegen, munter und beschwingt drücke ich auf Start. Man kann sich aus 11 Katzen seinen Liebling auswählen. Bestätigen tut man ungewohnter Weise mit B statt wie sonst üblich mit A – mal schauen, ob man die Steuerung später noch anpassen kann. Das Spiel beginnt mit einem kleinen Intro-Filmchen, wo ein Huhn durchs Bild läuft und in der Ferne ein Wasserfall zu sehen ist. Mehr passiert nicht. Und dann sind wir schon mitten im Geschehen. Wir sind eine Katze und gehen erst mal so durch die Gegend. Leuchtende Pfeile weisen auf ein Holzfass, wir laufen hin, eine Nachricht ploppt auf „Press Y Button to interact“. Keine Interaktion findet statt. Plötzlich ertönen grässliche Geräusche, als würde über eine Tafel gekratzt. Ich dachte erst, es ist irgendein quietschendes Windrad, das sich dreht. Aber nein: Ein kleines Mäuschen erscheint! Ich gehe hin, um mir das aus der Nähe anzuschauen, schon fällt es tot um. Das habe ich gar nicht gewollt, aber die Katze wirkte wahrscheinlich so bedrohlich durch ihre bloße Präsenz, dass sich die Maus für einen schnellen Tod durch Herzinfarkt entschieden hat… Kurze Zeit später unterhalte ich mich ein bisschen mit Kater Matt, der lädt uns in sein Hauptquartier ein, den Treffpunkt für alle Katzen aus der Umgebung. Im Anschluss an das Gespräch erscheint eine To-Do-Liste mit so klassischen Katzen-Aktivitäten wie „Geh schwimmen“ oder „Buddel“. Wenn ich mich vor ein Fass setze und Y drücke, putze ich mich – das war also das, was die eben mit „Interact“ meinten. Einen Punkt hätten wir dann schon mal abgehakt. Immer wenn wir uns einem leuchtenden Gegenstand nähern, können wir mittels der Y-Taste interagieren. Die Hintergrundmusik besteht aus den immer gleichen 4 Takten. Stört nicht weiter, gibt einem aber auch nicht besonders viel. „Sit on the Tractor“ war die Aufgabe, ich drücke vor dem Traktor Y, Kätzchen setzt sich auf den Boden und miaut. Aufgabe bestanden, das scheint das Spiel nicht so eng zu sehen.

Wenn wir uns einer Farm nähern, erschallt eine Kakophonie von Bauernhofgeräuschen, es klingt alles hysterisch und unschön, aber am allerschlimmsten sind die rostig kreischenden Mäuse. Ein völlig irre dreinblickender Farmer steht wackelnd herum und hat sonst keine Funktion. Ein Hühnchen rennt im Kreis. Alle verrückt geworden. Oh Gott, hab ich mich jetzt erschreckt! Katzengeräusch aus der Hölle! In einer blauen Scheune stehen mehrere Katzen und starren vor sich hin. Eine ist mit einem gelben Pfeil markiert, von ihr kam das schreckliche Geräusch gerade. Mehr passiert da aber auch nicht. Wahrscheinlich muss ich erst alle Aufgaben erledigen, bevor es da storytechnisch weitergeht. Also suche ich mir jetzt etwas zum Schwimmen. Da, ein Fluss. Und hinein! Schwimm-Animationen gibt es nicht, aber immerhin ein befriedigendes Geräusch und 50 Punkte. Dann laufe ich jetzt noch mal zu dieser Scheune, mal schauen, ob es da jetzt weitergeht. Wenn das Spiel übrigens der Meinung ist, man sollte irgendwo nicht entlang, macht die Katze die verrücktesten Sprünge und glitcht wild umher. Sieht lustig aus, hätte man vielleicht aber auch irgendwie professioneller lösen können.

Es gab dann auch eine neue Aufgabe: Eine Rattenplage auf einer der Farmen bekämpfen. Leider hat der komische Kater nicht dazugesagt, wo das Ganze stattfindet. Na, dann suche ich mal. Nachdem ich eine Weile orientierungslos durch die Gegend geflitzt bin (es gibt zwar keine Übersichtskarte, aber zum Glück eine Taste zum schnellen Rennen) sehe ich wieder einen gelben Pfeil. Mal schauen, ob da die Ratten wohnen. Ah ja, der Farmer Jhon (sic) sagt, ich soll mal aufräumen. Na gut, dann gehe ich dem grausigen Quieken nach und finde auch gleich 2 Ratten, laufe über sie drüber und schon ist das Rattenproblem gelöst. Die nächste To-Do-Liste erscheint! Ich soll eigentlich das Gleiche machen wie letztes Mal, das einzig Neue ist: Auf ein Haus und auf eine Kuh klettern. Kein Problem, Häuser und zumindest sowas ähnliches wie Kühe hab ich hier schon mal gesehen. Ich hüpfe fröhlich auf der so großäugigen wie unbeeindruckten Polygonenkuh herum, und schon erscheint ein gelber Pfeil. Da lass ich mich doch nicht 2x bitten und gehe direkt mal in die Richtung, um zu schauen, was da so los ist. Ein Huhn ist los, nämlich Tony. Er erzählt mir, dass er die Rattenplage seltsam findet und will mir dann eine Aufgabe stellen, ein Rätsel, das nur die Schlausten lösen können. Das klingt doch nach einem Job für mich! Mitten im Dialog wechseln aus Versehen die Rollen, ich erkläre ihm dann, um was für eine Aufgabe es geht, aber da wollen wir mal nicht so kleinlich sein…

Das Rätsel selber ist ein Schiebepuzzle mit 9 Feldern. Das kam etwas überraschend, aber okay. Nachdem wir das erfolgreich absolviert haben, kommt ein Ladebildschirm, und das Spiel geht an der Stelle vor dem Rätsel weiter. Wir können wieder mit Tony sprechen, er erzählt uns genau das Gleiche, den Dialog kann man auch nicht überspringen. Dann das gleiche Rätsel noch mal. Wieder gelöst, wieder keinerlei Auswirkungen. Tony hat immer noch einen gelben Pfeil, und ich weiß nicht genau, was ich da jetzt noch machen soll. Bin dann noch ein bisschen durch die Gegend gedüst, um zu schauen, ob es noch andere Questgeber gibt, aber nein. Dann war es das jetzt wohl, Game Over. Schade eigentlich. Ich könnte noch ein bisschen erkunden, aber da ist halt rein gar nichts, was zu erkunden wäre. Die Welt ist alles andere als offen, es gibt auch nichts zu entdecken. Tja.

Ich habe dann mal ein bisschen gegoogelt in der Hoffnung, dass jemand den gleichen Bug hatte und vielleicht Rat weiß, hab aber nur ein älteres Gameplayvideo entdeckt, das sich in mancherlei Hinsicht von meiner Version unterschied: Bei den Missionen lief ein Timer ab, das ist bei meinem Spiel zum Glück nicht der Fall (oder es ist ein Bug, wer weiß das schon immer…), es gibt ein Optionen-Menü beim Startbildschirm – und die Hühner haben permanent die Katze attackiert! Das braucht man ja nun nicht auch noch. Weitergeholfen hat mir das jetzt aber auch nicht. Man kann das Spiel auch nicht resetten. Ich habe probiert, ob ein neues Spiel beginnt, wenn ich eine andere Katze auswähle, das ist aber auch nicht der Fall. Dann hab ich halt zwischendurch mal das beigefügte Jump’n’Run ausprobiert. Ein Sidescroller, viel zu schnell, viel zu schwierig, viel zu ungenau. Nachdem sich die Katze immer an der gleichen Stelle in den Abgrund gestürzt hat (Spoiler: Katzen landen nicht immer auf den Pfoten…) und man auch nicht speichern kann, habe ich das Ganze mit einem kleinen Rage Quit beendet und geschaut, ob es im Hauptspiel doch noch irgendwas gibt, was ich machen kann.

Und siehe da: Aus welchem Grund auch immer ging es jetzt nach dem erneuten Lösen des Schiebepuzzles weiter mit neuen Missionen. Warum das, fragt ihr? Keine Ahnung. Aber ich freu mich auf das, was kommt! Und was da kommt, ist Huhn Tony mit einer neuen Mission. Wir sollen in einen Heißluftballon steigen, damit wir neue Informationen über die Ratten sammeln können. Werden dann in eine Landschaft gebeamt, wo ein kleiner, nicht sehr anspruchsvoller Geschicklichkeitsparcours auf uns wartet, und an dessen Ende werden wir wieder zurückgebeamt und haben eine neue Liste mit den immer gleichen Aufgaben… Dann gibt ein neues Huhn uns ein neues Schiebepuzzle… Grundgütiger! Plötzlich sind die Hühner aggressiv! Das war vorher nicht so. Sie gehen jetzt direkt auf mich los, wenn sie mich sehen, und wenn sie mich erwischen, muss ich ein neues Puzzle lösen. Oh nein, das ändert alles! Jetzt muss ich ständig auf der Hut sein und den roten Ausrufezeichen ausweichen. Die Musik wird auf bedrohliche Art etwas schneller, wenn ich im Blickfeld eines Aggro-Chicken bin. Bloß nicht erwischen lassen! Sonst gibt’s ein Puzzle zur Strafe. Überspringe ich das, lande ich auf der falschen Seite vom Zaun, wo gar nichts Spielrelevantes ist außer Hühnern. Ich muss die Puzzle lösen, sonst geht es nicht weiter. Aber, Fun Fact, gerade bemerkt: Auch wenn ich die Puzzle löse, geht es nicht weiter. Ich bleibe auf der falschen Seite vom Zaun, kriege zwar eine Liste mit Aufgaben, kann die aber nicht alle lösen, weil ich nicht ans Wasser komme, um zu schwimmen… Weit in der Ferne, unerreichbar am anderen Flussufer, sehe ich den gelben Pfeil, wo ich eigentlich hinmüsste. Ich glaube, das reicht dann auch mit diesem Spiel für mich. ^^

Theoretisch ist es so schlecht, dass es schon wieder lustig ist: Die Grafik, die Soundeffekte, die Animationen, alles ist herrlich trashig. Die Story eh: Es scheint auf eine große Verschwörung hinauszulaufen, und die Hühner wollen wohl die Weltherrschaft ergreifen. Aber es ist halt auf Dauer etwas öde. Alles wiederholt sich immer und immer wieder, und irgendwann geht es dann einfach nicht mehr weiter, weil die Hühner uns ans falsche Ende der Welt teleportiert haben und wir die Aufgaben nicht mehr lösen können. Schade, zumindest wegen der Story hätte ich es doch ganz gerne wenigstens noch ein bisschen weitergespielt. Einen Extrapunkt gebe ich mal für das Bonus-Jump’n’Run-Spielchen, vielleicht kommen andere, reaktionsschnellere Menschen da ja besser mit zurecht als ich. Insgesamt keine komplette Zeitverschwendung, aber doch recht weit entfernt von einem guten Game.

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Weitere Informationen

Fazit

Pro

  • Schräg
  • Einfach
  • Mit Bonus-Spiel

Kontra

  • Verbuggt
  • Grafikfehler
  • Monoton

Wertung   (0 - 10)

3
Schlecht
Emotion enttäuscht

Emma

Kaufe oder esse oder fotografiere alles, was sich nicht schnell genug retten kann - je nach Situation. Stellt mich einfach irgendwo am Meer ab und ich bin glücklich. 😊

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