The Gardener Simulator
Garten Nintendo Nintendo Switch Simulation The Garden The Gardener Simulator
Viel Gemüse, ein Mops und stundenlange Langeweile.
Draußen grünt und blüht und kreucht und fleucht es – die perfekte Zeit, um in seinem kleinen Garten alles auf Vordermann zu bringen! Also Gärtnerhut aufgezogen, Heuschnupfentabletten eingeworfen, Werkzeug geschultert und dann enttäuscht festgestellt: Ich habe gar keinen Garten. So ein Mist. Aber zum Glück habe ich ja eine Switch, und wenn es da irgendwas gibt, dann Simulatoren. Selbstverständlich auch einen Gartensimulator. Und der sieht auf den Vorschaubildern im Shop gar nicht mal so schlecht aus, erinnert ein bisschen an den Rasenmähersimulator, der ja auf seltsame Weise auch irgendwie Spaß gemacht hatte. Und es scheint sogar ein Möpschen vorzukommen! Hier, nehmt mein Geld!! Es sind ja zum Glück nur 99 Cent. Das ist eh meistens das Beste an den Budget-Spielen: Dass sie so wenig kosten. Aber mal schauen, vielleicht hat der „The Gardener Simulator“ ja mehr drauf, als nur billig zu sein.
Wenn man den Versprechungen im eShop Glauben schenken darf, haben wir es mit einem immersiven Gartenerlebnis zu tun, in dem man seinen eigenen Garten entwirft, Wege und Beete nach seiner Vision gestaltet, sich mit einer Vielzahl von Pflanzen mit ganz eigenen Bedürfnissen auseinandersetzen und seinen grünen Daumen auf die Probe stellen muss. Es wird realistische Wachstumszyklen geben, wir werden Ressourcenmanagement betreiben und uns gegen garstiges Unkraut und Krankheiten zur Wehr setzen müssen! Sogar ein virtuelles Imperium werden wir gründen, indem wir unsere Pflanzenschätze verkaufen und uns so neue Sämereien und Dekorationen kaufen können. „Die Erde ist unsere Leinwand, die Samen die Farbe.“ Das könnt ihr euch alle mal ausdrucken und als Wandtattoo übers Bett hängen. Seid ihr bereit, eure Gärtenträume erblühen zu lassen?
Was sofort ins Auge fällt, ist die Diskrepanz zwischen dem Titel, den ich gekauft hatte („The Gardener Simulator“) und dem, der im Switch-Menü und auf dem Startbildschirm angezeigt wird („The Garden“). Das geht ja schon mal gut los. Aber wurscht, ich hab das Spiel ja nicht wegen dem Titel gekauft, sondern weil es billig war. Sowas kann ja schon mal passieren, nur Spießer legen Wert auf korrekte Spieletitel. Aber der Startbildschirm bietet nicht nur einen falschen Titel, sondern immerhin auch ein Einstellungsmenü, wo man die Lautstärke regulieren kann, und eine Übersicht über die Tastaturbelegung. Es gibt unter anderem Knöpfe für Kriechen, Handbremse betätigen, Springen und Beschleunigen, es scheinen also irgendwelche Gartengefährte involviert zu sein. Oder ein Fluchtfahrzeug, wenn das Spiel so schlecht sein sollte, dass man schnell wegfahren muss. Wir werden sehen, und zwar genau jetzt.
Starten im Garten
Begrüßt werden wir von einem Textkasten, der uns zum Briefkasten schickt, um dort unsere erste Mission in Empfang zu nehmen. Es gibt am unteren Bildrand eine Liste mit Werkzeugen, unter anderem Rasenmäher, Gießkanne und Schaufel, mit denen wir uns ausrüsten könnten. Für den Weg zum Briefkasten brauche ich aber erst mal nix weiter. Ich wandere hin und lese eine Nachricht vom Großvater: Er möchte, dass ich seinen Rasen mähe. Wenn das erledigt ist, soll ich 5 Säcke Gras einsammeln, um meine Belohnung von 10 Dollar zu erhalten. Was will der Olle mit dem Gras? Aber gut, alte Menschen sind ja manchmal ein bisschen schrullig. Und es gibt ja immerhin Geld dafür. Dann mäh ich mal. Das ist auch schnell erledigt, ein Rasenmäh-Fortschrittsbalken muss sich 5x füllen, damit 5 Säcke spawnen, die ich einsammeln kann. Eine Sache von ein paar Minuten. Grafik und Setting und alles sehen sehr, sehr ähnlich aus wie der Rasenmähersimulator, eigentlich könnte man fast meinen, sie sind identisch. Kein Wunder: Beide Spiele sind von Dezvolt Games! Plötzlich erscheint aus heiterem Himmel ein Mops, ich kann ihn streicheln, Herzchen ploppen auf. Nett! Nach dem 5. Grassack kommt eine neue Mission vom Opa: Ich soll einen Laptop finden und damit 3 Kartoffeln bestellen. Im Shop gibt es alles mögliche an Werkzeugen, Pflanzen und Deko zu kaufen. Gar nicht mal so verkehrt. Aber wir brauchen ja erst mal nur 3 Kartoffeln für dem Oppa sein Mittachessen. Bei jedem Saatgut sind Wiederverkaufswert, Wachstumsdauer und Wasserbedarf angegeben. Jetzt müssen wir die Kartoffeln laut dem Opa einpflanzen. Dafür mit der Schaufel ein Loch buddeln und rein mit den Knollen. Die Löcher sind im Nu gegraben, aber dann heißt es, um etwas einzupflanzen, brauche ich etwas, das ich einpflanzen kann. Wo sind die bestellten Kartoffeln hin? Ah, da ist ein sehr kleines Icon mit Richtungspfeil, das uns zum Gartentor lotst. Da steht die Kartoffelkiste. Sehr gut. Darin zum Vorschein kommt eine Art Einmachglas oder Handgranate, weiß nicht so genau. Steht aber Kartoffelsaat drauf, dann gehen wir das mal einpflanzen. Zwischendurch immer wieder mal das Möpschen streicheln, dafür ist es ja da. Oppa schreibt, wir sollen die Zeit vordrehen bis zum nächsten Tag und dann die Kartoffeln gießen. Jede Pflanze hat eigene Bewässerungsbedürfnisse, nach denen wir uns richten sollten.
Jetzt könnten wir theoretisch die Kartoffeln ernten, praktisch sind sie aber noch gar nicht reif. Also noch ein bisschen Zeit vertreiben und Geld verdienen mit Rasen mähen, dann 2 Tage skippen, und dann ab zur Ernte! Aber was muss ich sehen, als ich freudig und erntebereit um die Ecke biege: Die sind hinüber! Tot! Kaputt!! Welke Kartoffelpflanzen, über denen kleine Grabsteine schweben. Weil ich Dödel nicht bedacht habe, dass sie ja jeden Tag gegossen werden müssen, und einfach den Tag übersprungen habe. Tut mir leid, Kartöffelchen. 🥺 Hab sie dann entfernt und noch mal neu bestellt. Nach erfolgreicher Ernte hat Opa dann per Nachricht das Tutorial für beendet erklärt. Jetzt geht der Ernst des Gärtnerlebens los! Und zwar so:
Saaten, Spaten, auf Tomaten warten
Wir gehen zum Briefkasten, holen eine Mission ab: Pflanze 5 Salatköpfe, pflanze 6 Erdbeeren… Dann ab zum Laptopshop, die Samen bestellen. Samen werden geliefert in einer großen Holzkiste, die wir mit dem Brecheisen aufstemmen müssen. Die Samen werden gepflanzt, wir drehen die Zeit weiter zum nächsten Tag. Wir laufen halb ums Haus, füllen die Gießkanne, laufen zurück, gießen 3 Pflanzen, holen neues Wasser, gießen den Rest. Laufen halb ums Haus rum zu der Stelle, wo wir den Tag beenden können. Am nächsten Tag dasselbe, und zwar exakt dasselbe. Wenn die Pflanzen nach ein paar Tagen ausgewachsen sind, ernten wir sie und holen eine neue Mission. Zwischendurch kann man mal den Rasen mähen, um ein paar Dollar zusätzlich zu verdienen. Und immer wieder steht der Mops irgendwo und guckt einen verständnislos an. Wahrscheinlich fragt er sich, warum jemand ernsthaft stundenlang dieses Spiel spielt – er weiß ja nicht, dass es nur für ein Review ist…
Für jede erledigte Mission bekommt man Erfahrungspunkte und steigt nach und nach im Level auf. Das hat aber keinerlei Auswirkungen, außer dass man im Shop neue Gegenstände freispielt, je höher der Level ist. Zum Beispiel einen Rasenmähtraktor. Ob ich das noch erleben werde, sei mal dahingestellt. Hab mir jetzt einen etwas besseren Mäher geleistet, mit dem die Arbeit ein bisschen schneller von der Hand geht. Aber der Rasen ist so klein, das fällt eigentlich kaum ins Gewicht. Man kann auch seine Gießkanne pimpen, so dass sie nicht so schnell leer ist. Verschiedene Deko-Elemente könnte man erwerben, Hecken, Steine, Wege, Zwerge. Das ist ja eigentlich alles ganz nett, aber es ist so teuer, dass man dafür tagelang Gemüse anbauen müsste. Und das ist so unendlich langweilig.
Das Geld verbraten
Aber halt, was ist das?! Als ich Level 10 erreiche, ploppt eine Nachricht vom guten Großvater auf! Er ist so stolz auf mich und meine Gärtnerskills, dass er mir ein Haus schenkt! Voll die riesen Villa mit endlos großem Grundstück drumherum, da wird der Rasenmäher glühen!! Ansonsten ändert sich nichts. Immer und immer die gleichen öden Arbeitsschritte. Man kann jetzt mit einer Harke Efeu von den Villawänden kratzen, alle paar Tage wieder aufs Neue, aber warum sollte man? Es ist alles so sinnlos. Die Fenster waren zugenagelt, ich hab die Bretter entfernt und dachte, man könnte dann vielleicht auch mal ins Haus – nein, kann man nicht. Alles ein ganz großer Quatsch. Weil es kein offizielles Spielziel gibt, habe ich mir als Ziel gesetzt, 1500 Dollar zu verdienen, um mir damit den Mähtraktor zu kaufen. Einfach nur, um zu gucken, wie das so ist. Als es dann endlich geschafft ist, zahllose Möhrchen und Erdbeeren später, drehe ich eine Runde mit dem Teil, rufe dem Mops im Vorbeifahren „Huiii!“ zu, weil der Trecker so einen Affenzahn drauf hat, und freue mich, dass ich das Spiel jetzt ad acta legen kann. (Übrigens, falls ihr euch fragt: Man kann den Mops nicht überfahren oder zerhäckseln, ich hab’s für euch ausprobiert. ^^)
Die Grafik ist soweit okay, die Umgebung sieht nett aus, der Rasen weniger, aber der wird ja eh weggemäht. Tages- oder gar Jahreszeitenwechsel gibt es nicht, Animationen auch nicht, der Rasenmäher hängt statisch in der Luft herum. Auch vom Gießen oder Ernten ist nichts zu sehen, noch nicht mal auf das geerntete Gemüse darf man einen Blick werfen. Die Musik stört nicht weiter, kann bei Bedarf aber auch ausgeschaltet werden, die Soundeffekte sind nicht weiter bemerkenswert. Die Steuerung mit Thumbstick und Knöpfen funktioniert einigermaßen, auch wenn bei vielen Aktionen der Druck auf die A-Taste erst beim 2. Mal Wirkung zeigt. Warum man hüpfen und kriechen kann, weiß ich nicht. Vielleicht dachten sie, das macht das Spiel spannender.
Zusammengefasst
Tja… Eigentlich sollte man ja meinen, wer den Rasenmähersimulator gar nicht mal so schlimm fand, hätte auch Spaß an so einem Gartengame. Und in der Tat: Nach relativ kurzer Spieldauer hatte ich noch geschrieben, dass es sich um ein ganz okayes Spielchen handelt. Was ich dann ein paar Stunden später richtigstellen musste: Es handelt sich nämlich in Wirklichkeit um einen stinklangweiligen Rotz. Die Vielfalt der Pflanzensorten ist zwar ganz nett, und es ist schön, dass man seinen Garten dekorieren und einiges an Zubehör kaufen kann. Aber das Gärtnern selber ist einfach nur eine stupide, unbefriedigende, zeitfressende Fleißaufgabe ohne Anspruch, Spaß oder Abwechslung. Beim Rasenmähergame damals musste man ja wenigstens noch vorher irgendwelchen Unrat aufsammeln und hatte eine konkrete Mission, nämlich den Rasen komplett zu mähen. Die Areale waren größer und abwechslungsreicher, und es war ein Erfolgserlebnis, wenn man ein Level geschafft hatte. All das gibt es hier nicht. Hier schlägt man einfach nur Zeit tot. Das Spiel ist leicht und stressfrei, aber es ist halt wirklich komplett öde. Wer sowas mag, kann ruhig zugreifen – es ist keine Vollkatastrophe, es macht nur nicht den geringsten Spaß.
* Das Beitragsbild wurde von uns mit Hilfe des „Bing Image Creator“ erstellt.
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